Augen auf!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
wolfgangb Avatar

Von

Provokant gefragt: Ist Fitzek gut?
Anders gefragt: Was bewegt einen Freund kultiviert dosierten Schreckens in der Buchhandlung ihm den Vorzug gegenüber Kollegen wie Cody McFayden, Jussi Adler-Olsen oder James Patterson zu geben? Sticht Fitzek tatsächlich aus der Menge der handwerklich immer professioneller agierenden Autoren hervor, die dem Thriller-Genre derzeit zu einer Renaissance verhelfen?
Jeder gefesselte Leser wird den genannten Persönlichkeiten ihre erzählerischen Folterqualitäten attestieren, Fitzek bringt es jedoch fertig, sich nicht nur als Schriftsteller, sondern allen Regeln gelungener PR folgend, sich als Marke zu positionieren. Via Twitter und Facebook hält er engen Kontakt zu seinen Lesern und betreibt mit vorsicht-fitzek.de virales Marketing für sein neues Buch. Er antwortet tatsächlich auf konkrete Fragen, vermittelt so den Eindruck, kein entrückter Elfenbeinturm-Literat zu sein. Man kennt Fitzek, man will mehr von ihm.

Sein demnächst erscheinender Roman "Der Augenjäger" versteht sich als unmittelbare Fortsetzung des "Augensammlers". Nicht nur die Ähnlichkeit im Titel, auch die bekannten Protagonisten und der Cliffhanger, mit dem der Leser auf der letzten Seite des Vorgängers wieder in seine eigene Welt entlassen wurde, garantieren für Kontinuität. Außerdem ist der Autor in der Leseprobe so höflich genug, auf den Mehrwert der Lektüre in der richtigen Reihenfolge hinzuweisen.

Die Reise beginnt auf Fitzek bereits bestens vertrautem Terrain: in einer psychiatrischen Klinik, wo er wie in einem Spiel seine Figuren in ihrer Startaufstellung positioniert. Warum gerade diese Verortung? Einerseits bietet die bewußte Assoziation zu seinen Romanen "Die Therapie", "Splitter" oder "Der Seelenbrecher" den Stammlesern ein kleines Aha-Erlebnis, andererseits wird hier ganz bewußt das Topos der Furcht vor den menschlichen Abgründen, der Zerbrechlichkeit der eigenen kleinen Wirklichkeit bemüht. Im Prolog mit dem Wissen um die bestialische Arbeitsweise des Augensammlers ausgestattet, wird der Leser, vom Autor anhand geschickt ausgelegter Andeutungen in die Geschichte hineingeführt ... wo er am Ende der Leseprobe hilflos sich selbst überlassen wird.