Das Morden geht weiter

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Ich habe momentan nicht viel Zeit, aber diese Leseprobe wollte ich auf keinen Fall versäumen – und es hat sich gelohnt. Das Buch beginnt mit einer Warnung des Autors, die ich sehr gut finde. Er weist darin nämlich darauf hin, dass es sich bei „Der Augenjäger“ um den zweiten Band einer Reihe handelt und der Leser, der „Der Augensammler“ nicht kennt, selbst entscheiden soll, ob der zweiten in sich selbst abgeschlossenen Band lesen möchte oder nicht. So erlebt man keine bösen Überraschungen, wenn man nicht wusste, dass es bereits einen Vorgängerband gibt.

Das Buch beginnt dann auch mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse im ersten Fall und verrät deren Auflösung. Der aktuelle Stand ist, dass dem Journalisten Alexander Zorbach nur noch wenig Zeit bleibt, seinen Sohn lebend zu finden, den der Augensammler entführt hat. Danach beginnt das eigentliche Geschehen. Johanna Storm ist in einer psychiatrischen Klinik und darf nur wenige Stunden am Tag nach draußen. Sie fühlt sich fehl am Platz und will eigentlich gar nicht geheilt werden. Sie ist Alkoholikerin, ausgelöst durch ein Verhalten ihres gewalttätigen Ehemannes, der sich später von ihr scheiden ließ und die gemeinsame Tochter mitnahm. Seit dem hat sie schon mehrfach versucht, sich umzubringen. Während der Spaziergänge trifft sie immer einen altmodisch wirkenden Herrn, über den sie nichts weiß. Diesmal spricht sie ihn an und erfährt, dass er ein Besucher ist, der ihretwegen da ist. Er zeigt ihr ein grausames Bild ihrer Tochter.

Danach macht das Buch einen Sprung und erzählt fünf Monate später von Alexander Zorbach. Er führt ein Interview mit der traumatisierten Lara Weitzmann. Sie war während einer Operation bei vollem Bewusstsein. Zorbach weiß, wie sie sich fühlen muss, seit er sieben Minuten nach Ablauf des Ultimatums zum Versteck seines Sohnes kam.  Julian ist nicht auf dem Gastanker, aber er kann seine Anwesenheit spüren. Er erhält einen Anruf vom Augensammler, seinem Volontär Frank. Dieser möchte ihm eine zweite Chance geben. Julian lebt also noch. In einer Kiste auf dem Schiff befindet sich eine Pistole. Zorbach soll sich erschießen, wenn er sein Kind mehr liebt als sein Leben. Er drückt ab.

Sieben Wochen später ist die blinde Physiotherapeutin Alina Gregoriev im Gefängniskrankenhaus. Ihr Patient Zarin Suker, einer der versiertesten Augenchirurgen,  ist ihr unheimlich, aber sie hat sich bereit erklärt, Kommissar Stoya einen Gefallen zu tun. Er hat mehrere Frauen misshandelt, die schließlich Selbstmord begangen haben. Nun hat er sich eine Zerrung im Lendenwirbelbereich zugezogen. Er weiß, um wen es sich bei Alina handelt, obwohl sie sich ihm mit falschem Namen vorgestellt hat, und kann einiges aus ihrem Leben aufzählen. Er hat durchschaut, dass sie als Medium Beweise für seine Schuld finden soll.

Das Buch hat alle meine Erwartungen erfüllt. Es ist wieder sehr spannend und sehr gut zu lesen. Ich war sofort mitten im Geschehen. Da ich „Der Augensammler“ kenne, hatte ich keine Probleme, mich zurechtzufinden. Ich denke, aber auch ein neuer Leser wird den Thriller ohne den ersten Band lesen können, da es anfangs eine kurze Zusammenfassung mit den wichtigsten Informationen gibt. Dies ist auch für einen vergesslichen Leser hilfreich, der den ersten Band vor einer Weile gelesen hat. Die Charaktere sind plastisch und wirken realistisch. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergehen wird. Hat Zorbach sich tatsächlich umgebracht? Kann sein Sohn befreit werden? Was hat es mit Suker auf sich?