gebrochene Tabus

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punqangel Avatar

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 Wenn sich ein Vater als letzte Verzweiflungstat in den Kopf schießen muss, um seinen entführten Sohn durch den eigenen Tod zu retten, kann man sicher sein, dass man von Seite zu Seite vor neue erschreckende Geschehnisse gestellt wird. So lernt man beispielsweise Johanna Storm kennen, die von ihrem Mann zu einer gefügigen Ehesklavin abgerichtet und an Bekannte verliehen wurde, bis sie psychische Schäden davongetragen hat, oder Lara Weitzmann, die sich während einer Unterbauch-Operation bei vollem Bewusstsein nicht bemerkbar hatte machen können. Alle eingeführten ProtagonistInnen haben Verbindung zum Zeitungsjournalisten Alexander Zorbach, der Frank Lahmann jagt, den „Augensammler“. Dieser entführt Kinder hinter dem Vorwand, ihre Eltern für angebliche Schwächen und Fehler bestrafen zu wollen. Sein aktuelles Opfer ist Julian, Zorbachs Sohn.

 

„Der Augenjäger“ ist das zweite Werk in einer bisher unvollendeten Reihe von Thrillern, wie man aus dem Prolog erfährt. Dieser ist in Form einer Warnung an die LeserInnen verfasst: Man braucht zwar kein Vorwissen für diesen zweiten Teil, soll das erste Buch aber vor dem zweiten lesen, wenn man dort noch Spannung vorfinden will. Auf diese Weise gelingt es dem Autor bereits vorab, eine persönliche Verbindung zu den LeserInnen herzustellen und ihn für sich einzunehmen. Auch die weitere Einleitung bringt eine Erklärung dessen, was im ersten Buch passiert und für diesen zweiten Teil von Bedeutung ist.

 

Die Kapiteleinteilung ist sehr vielschichtig und mit ebenso komplexen Perspektiven verbunden, aus denen das Werk erzählt wird. Mal handelt es sich um einen Ich-Erzähler, der unmittelbar mit dem Mörder zu tun hat, mal wird aus der Sichtweise von Menschen geschildert, die in irgendeiner anderen Verbindung zu Zorbach oder Lahmann stehen. Zudem wird schon bald ein weiterer Mörder – Augenchirurg Zarin Suker – eingeführt, dessen Fall ebenfalls aufgeklärt werden muss.

 

Die LeserInnen werden durch die ehrliche und realitätsnahe Schilderung des Autors schockiert und auf jeder Seite neu vor den Kopf gestoßen. Die Spannung trägt sich über jede einzelne Zeile und beweist das Talent des Autors, mit der menschlichen Faszination am Grauen zu arbeiten.