Spannend!

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Nach langer Zeit war dies noch mal ein Thriller, der mich richtig gefesselt hat, so sehr, dass ich die Zeit um mich herum wirklich komplett vergessen habe!

Jedes Jahr fahren Anna und ihr Verlobter Henrik mit der gemeinsamen Freundin Milena in die wilde Natur, um zu wandern. Sie sind ein eingespieltes Team und freuen sich alle auf die Auszeit. Eine Woche vor Beginn der Tour fragt Milena, ob sie ihren neuen Freund Jakob mitnehmen kann – Anna und Henrik sind unsicher, weil sie Jakob nicht kennen, sagen dann aber zu. Und als Jakob dann bei der Anreise eine andere Trekkingstrecke vorschlägt, kommt es zu ersten Kebbeleien. Doch noch ahnt keiner, dass das nur ein kleiner Vorgeschmack sein wird…

Wow – ich fand es spannend und zwar von Anfang an! Denn gleich zu Beginn erfährt man, dass nur Anna die Wanderung überlebt – was genau geschehen ist und was mit Milena, Henrik und Jakob passierte, erfährt man aus Schilderungen Annas, die von der schwedischen Polizei befragt wird.

Zwischen der Perspektive Annas, die in Ich-Form das Geschehen schildert, gibt es immer wieder kurze Sequenzen aus der Zeugenbefragung im Stil eines Protokolls. Das holt den Leser zurück in die Realität, während ich mich bei Annas Schilderungen in die schwedische Bergwelt versetzt fühlte. Ulf Kvensler hat die Landschaft so fassbar beschrieben, dass ich viele Bilder vor Augen hatte, und durch die lebendigen Beschreibungen der Umstände auch fühlen konnte, was in Anna vorgegangen ist – denn neben der Faszination der Natur sind es vor allem auch die wechselnden Stimmungen der vier Wanderer; es gibt freundschaftliche Situationen, Streitereien, Eifersüchteleien, aber auch existentielle Nöte durch Kälte, Hunger und Durst. Die Stimmung wird im Verlauf der Schilderungen immer knisternder und die Gefahren immer fassbarer. Es gibt einige sehr spannende Szenen, und auch wenn alles aus Annas Sicht geschildert ist und ich mich gut in sie hinein fühlen konnte, hatte ich an einigen Stellen doch auch Zweifel, ob das Erzählte nicht doch auch sehr durch Annas Wahrnehmung verzerrt ist.

Man weiß als Leser ja, dass Anna überlebt, trotzdem ist die Situation zwischendurch so verfahren und brenzlig, dass ich mich schon gefragt habe, wie sie es aus den Bergen wieder hinausgeschafft hat. Am Ende gibt es dann eine überraschende Wendung, die schließlich auch alles noch mal neu beleuchtet – und so viel vorweg – am Ende bleibt einiges offen, was Raum für eigene Interpretationen liefert. Mich hat das nicht gestört, andere Leser fanden aber diesen Abschluss nicht gelungen – wer also mit offenen Enden nicht so gut umzugehen weiß, der sei hier vorgewarnt.

Die Figuren sind gut gezeichnet, dabei ist natürlich alles aus Sicht von Anna geschildert und damit auch bewertet. Anna ist eine erfolgreiche Rechtsanwältin und steht mitten im Leben, Etwas besorgt ist sie wegen ihres Verlobten, der in letzter Zeit unzufrieden wirkt – ihm wurde bisher nicht die lang ersehnte Professur angeboten und das macht ihm doch mehr zu schaffen, als er zugeben mag. Insgeheim ärgert sich Anna aber auch über Henrik, der sich in seiner Situation suhlt und nicht nach anderen Wegen und Lösungen für seine Situation sucht. Milena ist Annas beste Freundin und wirkt immer ein wenig verhuscht – sie ist eher zurückhaltend, daher freut sich Anna umso mehr, dass sie nun endlich einen Partner gefunden hat. Doch Jakob – das ist für Anna schnell klar – ist nur vordergründig nett, denn eigentlich muss alles nach seinem Kopf gehen, passiert das nicht, wird er wütend und laut – und Milena hält beharrlich zu ihrem neuen Freund.

Der Schreibstil ist einfach, dennoch aber packend und fesselnd. Vor allem die Atmosphäre in den Bergen hat der Autor wunderbar eingefangen – im Nachwort erklärt er, dass er zur Recherche selber im Sarek wandern war, die Gegend, in der das Buch schließlich spielt – und wahrscheinlich sind deshalb die Beschreibungen auch so realistisch und authentisch. Ich habe diesen Thriller wirklich sehr gerne gelesen und empfehle ihn daher unbedingt weiter!

Mein Fazit
Ein spannender Thriller, der in der schwedischen Bergwelt spielt und bei dem vier Wanderer ums Überleben kämpfen. Die Atmosphäre ist unglaublich gut eingefangen, der Schreibstil ist packend und leicht lesbar. Das Ende überrascht und gibt eine Wendung mit viel Raum zur eigenen Spekulation – mich hat das nicht gestört, aber nicht jedem wird das gefallen. Für mich ein gelungener Thriller, den ich gerne empfehle!