Melancholie der Lebensalter

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
merkurina Avatar

Von

Coming of Age-Romane liegen gerade schwer im Trend, ebenso Bücher über das letzte Lebensalter inklusive Demenz. Jedenfalls kommt es mir so vor.
In diesem Buch trifft dann gleich beides aufeinander - die Verzweiflung der Adoleszenz bis hin zu Suizidgedanken mit dem Verlust der Erinnerung und Lebenskraft bei einem sehr alten Menschen.
Trotz der Schwere der Themen liest sich das ziemlich gut und auch beschwerdefrei flott weg. Bisweilen kam mir das ein bisschen unrund und arg konstruiert vor: Linda, die 15jährige ist zu so reifer Reflexion fähig, wie es natürlich nicht altersgemäß ist. Ihre Verzweiflung - über das Leben an sich - lässt sich auch nicht so ganz aufspüren, würde sie es nicht als Ich-Erzählerin stets betonen.
Aber vielleicht ist es so auch ein ideales Buch für jüngere Leser:innen, die sich im toughen Erzählton mit ihren eigenen Sorgen spiegeln können.
Eine ganz besondere Stärke des Buches scheint mir aber zu sein, dass das Beschreiben der Demenz im großen Generationenabstand vielleicht am besten so analytisch und zugleich gefühlvoll gelingt. Weil Huberts Schicksal für Linda noch ewig weit entfernt liegt, kaum zu ahnen für die, die tausend andere Ängste kennt. So kann diese Erzählstimme ein ungefiltertes Mitgefühl entwickeln und zugleich glasklar beobachten.
Ein tolles Buch, bei dem man auch noch viel über einen angemessenen Umgang mit dementen Menschen erfährt.