Sehr emotional

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Linda ist ein 15-jähriges Mädchen und lebt allein mit ihrer Mutter in einem Mehrfamilienhaus. Eigentlich möchte sie nicht mehr leben. Doch Tag für Tag verbringt sie ihre Nachmittage bei Hubert, einem demenzkranken Rentner in ihrem Haus. Eine polnische Pflegekraft kümmert sich um ihn, die Tochter schaut ab und zu vorbei. Linda widmet sich mit Hingabe und einer Engelsgeduld dem ehemaligen Bademeister. Sie kann mühelos abtauchen in seine kindlich naive Welt, erfindet Geschichten. Sie hat das vernünftige Erwachsene Denken noch nicht verinnerlicht, in der man funktioniert. So findet sie mühelos Zugang zu Hubert, spricht „auf Augenhöhe“ mit ihm, versteht, was er braucht und was nicht. Sucht er seine Arbeitsschuhe, erklärt sie ihm nicht groß, dass er verrentet ist. Nein, sie erzählt ihm, dass heute Mittwoch ist, und er frei hat. Und auch mit Ewa, der Pflegekraft baut sie ein inniges Verhältnis auf. Ihr Freund Kevin scheint sie bedingt zu verstehen. Beide scheinen in einer Gegend aufzuwachsen, in der für Zuviel Liebe und Zuneigung kein Platz ist.

Es ist ein ganz wunderschönes Buch, welches mich sehr nachdenklich gemacht hat. Was wird später aus den Eltern? Was aus einem selbst? Was bedeutet das Thema Pflege? Wie stellt man sich das später vor? Die Autorin hat die Schwierigkeiten, die der Umgang mit Demenz mit sich bringt in eine wundervoll zarte Geschichte verpackt, die einen manches mal auch schmunzeln lässt. Linda hat einen ganz eigenen Zugang zu Hubert. Weit weg von den verkopften Erwachsenen. Es ist eine tiefe Vertrautheit, zart und doch kraftvoll und gleichzeitig auch mit einer Leichtigkeit, trotz des tiefgründigen Themas. Ganz wunderbar