Warmherziger Roman

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_lesewesen Avatar

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Bei unserem demenzerkrankten, pensionierten Bademeister Hubert ist der letzte Freibadbesuch schon eine ganze Weile her, längst kann er nicht mehr selbstständig aus der Wohnung. Eigentlich verlässt er das Haus nur noch zu notwendigen Arztbesuchen.
Klingt erst einmal recht traurig, aber eigentlich kümmern sich die 15jährige Nachbarin Linda und die polnische Pflegekraft Ewa mit viel Wärme und Einfühlungsvermögen um Hubert. Linda wird ganz kreativ, um Hubert zu stimulieren: so nimmt beispielsweise Freibadgeräusche auf oder lässt Hubert Schwimmflügel aufpusten. Ganz großes Kino, so viel Ideenreichtum würde man sich auch wünschen, wenn man in Huberts Lage wäre.
Obwohl sie mit Huberts Betreuung viel Spaß hat, denkt Linda darüber nach ihr Leben zu beenden. So richtig nachvollziehen kann man dies allerdings nicht. Liegt’s an der Familiengeschichte oder ist es eine verklärte Teenie-Sicht auf den Selbstmord?
Trotz des traurigen Themas habe ich das Buch richtig gern gelesen. Sicherlich hat Hubert schlechte Tage, aber die Interaktionen zwischen ihm und Linda waren einfach so schön mitzulesen. Für alle Tierfreund:innen gibt’s noch einen fellnasigen Bonus und auch das Thema Beziehung/Freundschaft kommt noch mehr zum Tragen. Eine klare Leseempfehlung!
Kleine Kritikpunkte waren für mich, dass die 15jährige Linda etwas zu „weise“ für ihr Alter scheint. Hubert ist trotz seiner Demenz seltenst garstig, das kenne ich auch anders, aber natürlich hat die Erkrankung viele Facetten.