Alles sehen und hören, aber nicht auffallen

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leseratte1310 Avatar

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Das Ritz in Paris ist Anfang des letzten Jahrhunderts legendär, hier gehen die Reichen und Schönen ein und aus. Doch in den vierziger Jahren wird Paris von den Nazis besetzt, die sich im Ritz einquartieren und auch in der eleganten Petit Bar treffen. Hinter der Bartheke ist der Österreicher Frank Meier Chef. Er mixt seine Cocktails und ist höflich zu allen Gästen. Dabei sieht und hört er vieles. Doch nicht nur das kann gefährlich für ihn werden, denn er hütet ein Geheimnis. Er ist Jude.
Dieser Roman basiert auf der wahren Geschichte des Barmanns Frank Meier. Der Erzählstil ist nüchtern dokumentarisch und dennoch wurde ich von Anfang an gepackt. Zwischendurch gibt es persönlichere Informationen, die wir aus fiktiven Tagebucheinträgen von Frank Meier erhalten. Das Cover im Stil jener Zeit hat mir gut gefallen, wie auch die Fotos am Ende des Buches.
Die Atmosphäre in der Bar ist gut beschrieben und wir erfahren nebenbei auch, welche bekannten Persönlichkeiten dort einkehrten.
Frank ist ein zurückhaltender Mensch, der es nur seinem Allerweltsnamen zu verdanken hat, dass er noch nicht aufgeflogen ist. In der Bar treffen sich Besatzer und Widerständler, Verfolgte und Kollaborateure. Frank hört und sieht alles, erfährt vom Widerstand genauso wie von Taten und Plänen der Besatzer. Dennoch verhält er sich zurückhaltend, höflich und zuvorkommend, um nicht aufzufallen. Oft brodelt es in ihm, aber er hat auch Angst. Trotzdem ist er für andere Juden da und verschafft ihnen falsche Papiere, um sie zu retten. Die Gefahr entdeckt zu werden ist groß. Ich habe mit ihm gefühlt und gehofft, dass er diese furchtbare Zeit überlebt.
Ein interessanter Roman, den ich sehr empfehlen kann.