Geschichtsträchtig und mitreißend - im exklusiven Ambiente des Hotels Ritz

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Der Roman „Der Barmann des Ritz“ von Philippe Collin, erschienen im Insel Verlag, hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das beginnt beim verheißungsvollen Titel und setzt sich über das ansprechende und in die damalige Zeit passende Cover fort.
Der Klappentext setzt dann allem die Krone auf. Frank Meier, geboren in Österreich, schafft es, über einen Aufenthalt und Berufserfahrung in Amerika, zum Barmann des weltberühmten Ritz-Hotels in Paris aufzusteigen und diese Position über Jahrzehnte innezuhaben.

Der Roman umfasst einen Zeitraum von vier Jahren, von Juni 1940 bis zum August 1944. Das ist genau die Zeit, in der Paris während des zweiten Weltkriegs von den Nazis okkupiert wurde.

Das war an sich schon furchtbar und eine schwere Belastung für das französische Volk im Allgemeinen und das hier betrachtete renommierte Hotel Ritz im Besonderen. Es wird aber extrem gefährlich für Frank Meier, da er jüdischer Herkunft ist. Er bedient also die deutschen Besatzer, die zunehmend Jagd auf Juden machen und ist selber einer.

Das ist die Situation, in der sich das gesamte Geschehen abspielt: die Spannung zwischen der routinierten Tätigkeit als verschwiegener und professioneller Barmann und seinem persönlichen Geheimnis.

Er hat Kontakt zu Künstlern und Freidenkern aus Frankreich und der Welt, aber auch mit hochrangigen Wehrmachtsangehörigen und Nazis aus Deutschland.

Seine innere Zerrissenheit und der Gegensatz zu seinem ruhigen und ausgeglichenen Auftreten kann ich gut nachempfinden. Doch möchte hier nicht mehr zum Inhalt, der weitestgehend realistisch, in Teilen jedoch auch Fiktion ist, verraten.

Ich habe wunderbare Leseunterhaltung genossen, habe historische Ereignisse miterlebt, voller Spannung mit der Hauptperson und seinem Umfeld mitgefiebert und auch die romantischen Momente des Barmanns geteilt.

Er fungiert als Erzähler des Geschehens. Durch seine Tagebuchaufzeichnungen konnte ich seine Gedanken und Gefühle viel stärker nachempfinden.

Der Schreibstil ist einfach fantastisch. Die Figuren, mit all ihren Gefühlen und seelischen Abgründen sind sehr detailliert beschrieben. Es war mir, als sei ich dabei gewesen, auch wenn diese Zeit und Umstände nicht schön waren.

Wer Interesse an dieser nicht so fernen Vergangenheit im Zusammenhang mit einer facettenreichen und ergreifenden Handlung im Pariser Ritz-Hotel unter deutscher Besatzung hat, für den ist dieser Roman eine echte Bereicherung. Allergrößte Leseempfehlung.