Große Enttäuschung - ich kann keinerlei fortlaufende Handlung erkennen und habe nach 250 Seiten abgebrochen.

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

Paris in den 1940er Jahren: Frankreich ist von den Deutschen besetzt, die auch im mondänen Nobelhotel Ritz ein und aus gehen – in eben jenem Ritz ist Frank Meier Barmann und kredenzt der Hautrvolée Cocktails vom Feinsten. Was keiner wissen darf: Meier ist Jude, ebenso sein Gehilfe Luciano und die Frau des Direktors....


Persönlicher Eindruck:

Ich habe mir sehr viel erhofft von diesem Buch, das eine Mischung sein soll aus Biografie (denn Frank Meier existierte tatsächlich) und fiktionalem Roman aus der Zeit des Nationalsozialismus. Leider konnte das Buch meine Erwartungen in keiner Weise erfüllen. Der Erzählstil ist episodenhaft und wird unterbrochen von Kapiteln aus dem Tagebuch des Frank Meier, wobei ich davon ausgehe, dass eben gerade diese Passagen der Fantasie des Autors entspringen und lediglich die Funktion eines Erzählers haben, der dem Leser die Hintergründe aus dem Leben der Hauptfigur verdeutlichen sollen.

Bedauerlicherweise konnte ich weder eine fortlaufende, zusammenhängende Handlung erkennen, der der Leser gebannt folgen kann noch wurde ich warm mit der Hauptfigur. Der Erzählstil ist durchweg distanziert und es springt keinerlei Funke zum Leser über, von Identifikationspotential möchte ich gar nicht reden.

Frank Meier als Hauptperson ist auch keineswegs jemand, mit dem man sich identifizieren kann oder den man als „Helden“ der Geschichte sehen könnte – Meier ist ein Blender und Opportunist, hängt sein Fähnchen in den Wind dorthin, wo er einen Nutzen daraus zieht und hat neben seinem Beruf als Barmann allerlei krumme Geschäfte am Laufen, von Morphiumdeals für seine Geliebte bis zu illegalen Pferdewetten, die er unter der Theke abwickelt. Meier kommt aus ärmlichen Verhältnissen, arbeitet sich in den USA zum Barmixer hoch, diente in der Fremdenlegion und hält nirgends hinterm Berg, was für ein toller Barmann er doch ist – der Beste, wenn es nach ihm geht. Dieses Großspurige macht ihn für mich nicht gerade zu einem Sympathieträger.

Daneben tauchen eine Unmenge Namen und Personen auf, teilweise bekannt, teilweise unbekannt (fiktiv?): Intellektuelle, Künstler, High Society. Und Meier spielt mit ihnen wie mit einem unsichtbaren Orchester. Dann noch die deutschen Offiziere. Bei manchen macht Meier ebenfalls lieb Kind – dennoch sind ihm alle Deutschen als Boches verhasst, und das, obwohl er selbst gar kein gebürtiger Franzose ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: auf was der Roman hinaus will, hat sich mir nicht erschlossen und ich habe auch nicht den Eindruck, dass es in der zweiten Hälfte eine nennenswerte Änderung dessen geben würde. Nichts von dem, was ich gelesen habe, bleibt lange im Gedächtnis haften, so dass ich nach etwa er Hälfte des Buches beschlossen habe: ohne mich. Ich habe auf Seite 250 entnervt abgebrochen.

Im Anhang des Buches finden sich einige Originalfotos von Personen, die real existierten nebst kleinen Steckbriefen.

Für mich war dieser hochgelobte historische Roman ein Flop, eine Enttäuschung, für die eich keine Leseempfehlung geben kann.