Schwer greifbare Geschichte

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annajo Avatar

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Dove wollte mal Journalist werden, doch er hat das Studium nie beendet. Stattdessen arbeitet er nun in der Notrufzentrale. Sein Privatleben ist kaum erwähnenswert. Als er eine Blume sieht und plötzlich alles über sie weiß, obwohl er sich bisher nie für Blumen interessiert hat, wundert er sich. Kurz darauf beginnen die Flashbacks in das Leben eines anderen Menschen, Peter Manyweathers. Peter entdeckt Jahrzehnte zuvor in einem Buch in einer Bibliothek einen Liebesbrief. Dieser listet sechs seltene Blumenarten auf und Peter beginnt, sich mit ihnen zu beschäftigten. Schließlich will er alle sechs Blumen mit eigenen Augen sehen und das führt ihn um die ganze Welt. Was hat es mit Doves Erinnerungen an Peters Leben auf sich?

"Der Blumensammler" ist für mich ein sehr schwer zu fassendes Buch. Zunächst kann man den Eindruck haben, dass es sich hier vielleicht um eine oberflächliche Liebes- oder Entwicklungsgeschichte handeln wird. Doch zunächst dreht sich die Geschichte vor allem um die Suche nach den verschiedenen Blumen und eine Männerfreundschaft, die zunehmend dysfunktional wird. Gleichzeitig gibt es da das Rätsel der Erinnerungen, die sich Dove aufdrängen ohne dass er etwas dagegen tun kann. Das gibt der Geschichte einen etwas übersinnlichen Aspekt. Und dann ist da noch die Frage danach, was der wieder aufgetauchte Flugschreiber und das verschollene Flugzeug aus dem ersten Kapitel mit allem zu tun haben. All diese Verbindungen werden am Ende, meiner Meinung nach, grandios geknüpft. Das steht jedoch am Ende eines Berg-und-Talfahrt ähnlichen Leseerlebnisses durch verschiedene Genre, das mittendrin auch mal ins krimihafte abschweift und sogar eine Prise Noir enthält. Es gibt darüber hinaus etliche surreale Momente, die sich logischer Erklärung entziehen, zu diesem Buch aber überwiegend gut passen. Insgesamt war mir dieses Buch aber zu viel, die Mischung zu „wild“ und es wurden etliche Themen zu viel aufgemacht, wie beispielsweise politische Morde in irgendwelchen Kellern in Indonesien, deren Spuren Peter als Reinigungskraft entfernt ohne sich weiter damit zu beschäftigen. Überhaupt stellt sich die Frage, wie sich Peter die ganzen Reisen leisten kann. Auch die Wechsel zwischen Peter und vor allem Dove waren zunehmend verwirrend, weil nicht deutlich genug voneinander abgegrenzt. Das war vielleicht Absicht, erforderte aber beim Lesen viel Konzentration.

Insgesamt war dieses Buch anfänglich sehr vielversprechend. Leider hat es mich mit fortschreitender Geschichte immer mehr verloren, auch wenn mich das Ende doch nochmal packen und für die Geschichte und die Figuren gewinnen konnte. „Der Blumensammler“ war ein Buch, das für mich nur schwer greifbar war.