Atmosphärisch und voller Lokalflair

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„Der Bojenmann“ ist ein Krimi ganz nach meinem Geschmack. Bis auf den Schlussteil war ich hin und weg, am Ende verliert das Buch leider etwas seinen bis dahin starken Stil und wartet zudem noch mit einem fiesen Cliffhanger auf.

Ansonsten gefiel mir einfach alles! Zunächst einmal das Setting. Ich war noch nie in Hamburg, fühlte mich aber bei diesem hohen Grad an Lokalkolorit fast schon wie eine alte Bekannte der Schauplätze. Dazu kommen Figuren mit Ecken und Kanten, das Polizeiteam ist toll zusammengestellt, alle ergänzen sich gut und erzeugen mit der insgesamten Ausgewogenheit für eine gute Wohlfühl-Lesestimmung, wenn man das bei einem Krimi überhaupt so sagen kann.

Aber der Dreh- und Angelpunkt ist natürlich der Fall des ausgetauschten Bojenmanns, der Holzfigur, die fast ein kleines Wahrzeichen bei Övelgönne ist. Eines Morgens steht dort eine andere Statue, von der echten vor allem von Weitem nur auf den zweiten Blick zu unterscheiden. Die neue Figur ist menschlichen Ursprungs, ganz speziell aufbereitet, was auf mich faszinierend und abstoßend zugleich wirkte. Das Team um Knudsen mit seinem besonderen Humor, der mich trotz der angespannten Situation immer wieder zum Schmunzeln brachte, und Dörte Eichhorn, die taff und dennoch eine ganz starke Type ist, hängt sich voll in den Fall. Das Geplänkel innerhalb der Kollegen gefiel mir, aber ebenso sehr Knudsens Besuche bei seinem alten Kumpel La Lotse, einem Lotsen a.D. mit viel Erfahrung und noch mehr guten Ideen. Er schubst die Ermittlungen immer wieder in die richtigen Bahnen und es hat richtig Spaß gemacht, den Fachsimpeleien der beiden alten Freunde beizuwohnen.

Aber auch, mich dem gesamten Team an die Fersen zu heften. Es gab für mich viel zu erleben und zu sehen. Die Richtung, die der Fall nahm, war auch genau mein Ding, denn bei den Nachforschungen kommen Knudsen & Co schnell in den medizinischen Bereich im weiteren Sinne. Die Motivation der Täterschaft war mir zwar etwas grenzwertig, vor allem in dieser Intensität und Dringlichkeit. Aber da wir uns in der Fiktion und nicht der Realität bewegen, geht das in Ordnung.

Nun heißt es leider warten auf den zweiten Fall des Teams, bei dem die offen gelassenen Altlasten hoffentlich beseitigt und meine verbliebenen Fragen beantwortet werden.

Der Auftakt zur Krimireihe mit viel Hamburger Flair und einem interessanten Ermittler-Team ist meiner Meinung nach gelungen und ich freue mich auf den zweiten Fall für Knudsen &Co.