Gelungener Auftakt für Knudsen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
büchermaulwurf Avatar

Von

„Der Bojenmann“ von Kester Schlenz und Jan Jepsen ist der gelungene Auftakt einer neuen Hamburg-Krimi-Reihe um Kommissar Knudsen und sein Team, die es in ihrem ersten Fall mit einer ungewöhnlichen Mordserie zu tun bekommen.
Der hölzerne Bojenmann in der Elbe wurde über Nacht durch eine aufwändig plastinierte Leiche ersetzt, die makaber in Szene gesetzt wurde. Schon bald ist klar, dass ein ungewöhnlicher Serientäter Hamburg heimsucht, denn es folgen weitere kunstvoll hergerichtete Opfer, die den Druck auf die Ermittler weiter erhöhen.

Der Auftakt ist dem Autorenduo sehr gut gelungen. Mir gefiel der lebendige Schreibstil der beiden und trotz des grausigen Falls kam der Humor nicht zu kurz. Dass hier ein Duo am Werk ist, ist mir beim Lesen nicht aufgefallen. Die Autoren haben sehr authentische und vielschichtige Charaktere mit norddeutschem Charme gezeichnet, die ich auf Anhieb ins Herz geschlossen habe. Besonders den alten Freund von Knudsen, Hochseekapitän und Lotse a.D. Oke La Lotse Andersen, der das Team schließlich auf die richtige Spur bringt. Er ist sehr belesen und scharfsinnig und betätigt sich auch gerne mal als Hobbydetektiv. Den Hafen kennt er wie seine Westentasche und durch ihn erfährt man viel wissenswertes über die heutige Schifffahrt und die schlechten Arbeitsbedingungen der einfachen Matrosen. Wenn er seinen Gedanken über den Wandel in der Schifffahrt, die Containerwirtschaft, Globalisierung oder den Klimawandel nachhängt ist dies einerseits interessant, hemmt aber auch ein wenig die Spannung, was mich jedoch nicht weiter störte.
Die lebendige und detailreiche Beschreibung der Schauplätze sorgt für sehr viel Lokalkolorit. Und nebenbei erfährt man auch einiges über das Plastinieren von Leichen. Dies und die Einschübe über die Sichtweise des Täters und seine Kindheit sorgen für einen ordentlichen Gruselfaktor.
Das Ende hat mich überrascht, aber der nächste Band ist ja bereits in Arbeit. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Lesenswert ist auch das Nachwort, in dem die Autoren von ihrem gemeinsamen Schreiben berichten und auf einige Schauplätze wie z.B. den Seemannsclub Duckdalben nochmals eingehen. Ein Personenverzeichnis des LK12 rundet das Ganze ab. Ebenso wie das Cover, das sehr gut auf den grausigen Fall einstimmt.

Insgesamt für mich also ein gelungener Auftakt mit einem ungewöhnlichen Fall und viel Hamburger Lokalkolorit. Alle, die Nordic Noir und Hamburg lieben, sollten hier unbedingt zugreifen.