"Das Haus am See"

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lesefee65 Avatar

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Der ungeplante 3-wöchige Aufenthalt in der Hofschaft von Freunden, die wegen plötzlicher Erkrankung nicht anwesend sind, gibt Rahel und Peter Raum und Zeit, ihre angeschlagende Beziehung neu zu überdenken. In kleinen Schritten nähert sich die Erzählerin Rahel und deren eingeschlafenen, fast 30-jährigen Ehe mit Peter, die diese nach anfänglich stürmischer Zeit durch die Kindererziehungsjahre bis in die Jetzt-Zeit schleichend aus den Augen verloren hat. Und es steht die Frage im Raum, was von Liebe, Sehnsucht, sexuellem Verlangen und Träumen der Anfangszeit übrig geblieben ist.
Die Erzählung während der drei Wochen geht tagebuchgleichen Einträgen nach, im Präsens geschrieben. Die unerwartete Ruhe und ganztägliche Gegenwart lassen die beiden erstmal ihre eigenen Bedürfnisse finden; und erkennen, wie groß die Kluft zwischen ihnen ist. Veränderungen werden deutlich.
Erinnerungen aus Kindheitstagen und Rahels ungeklärte Vatersuche werden in der Umgebung des Hauses wach.
Das plötzliche Auftauchen der Tochter und Enkel mit deren Problemen wirkt für mich störend auf die beginnende Erkenntnis; sagt zwar viel aus über die Art von Rahel und Peter, mit Problemen umzugehen, ist mir aber ein wenig zu konstruiert.
Viel spannender finde ich die geführten Gespräche zwischen den beiden, die sich letztendlich auf einer neuen Ebene wiederfinden. Das Ende lässt hoffen, dass sie ihren Weg gemeinsam weitergehen.
Insgesamt ist "Der Brand" ein schön zu lesender Roman, mit eindrucksvollen leisen Szenen. Die Autorin schafft es wunderbar, die Stimmungen des Raums und die Atmosphäre zwischen den beiden Protagonisten einzufangen....und mir gefällt, dass das Ende offen bleibt.