Eine Ehe vor dem Abgrund

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miro76 Avatar

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Rahel und Peter sind seit vielen Jahren verheiratet. Ihre Kinder sind erwachsen, die Tochter selbst schon Mutter, der Sohn angehender Gebirgsjäger. Ihre Familie hat sich wieder auf die beiden als Paar reduziert. Ihre Liebe ist ihnen im Alltag abhanden gekommen. Sie schlafen nicht mehr im selben Zimmer und seit einiger Zeit auch nicht mehr miteinander.

Peter scheint das nichts auszumachen. Er war schon immer sehr introvertiert, eher ein Kopfmensch, dem seine Triebe nicht so wichtig sind. Doch Rahel leidet darunter. Sie versucht ihren Körper straff zu halten, weiß aber, dass ihre Tage als schöne Frau vorbei sind.

Ihren ersten Corona-Sommer wollten die beiden in einer Hütte in den Bergen verbringen, doch wie es der Zufall will, werden sie das Haus einer Freundin in der Uckermark hüten und deren Tiere versorgen.

So stehen die beiden vor völlig neuen Aufgaben und stellen fest, dass ihnen das Landleben gefällt. Anfangs schleichen sie umeinander, gehen sich aus dem Weg und suchen doch immer wieder das Gespräch.

Ihre Ehe scheint unrettbar und als Leserin hatte ich das Gefühl, die Einsamkeit der Uckermark wird den Abgrund zwischen ihnen noch verstärken.

Doch ihre Ehe hätte nicht so lange gehalten, wenn sie sich nicht immer aufeinander verlassen könnten, ehrlich miteinander umgehen, auch wenn es nicht immer der einfachste Weg ist und sich Raum geben, wenn es nötig ist.

Das Buch scheint mitten aus dem Leben gegriffen. Ihre Probleme sind stellvertretend für viele Paare, die versuchen ihr Leben gemeinsam zu verbringen. Eine Ehe verläuft nicht linear und Daniela Krien zeigt auf, wie es laufen kann, wenn man bereit ist, für den Erhalt etwas zu tun, um einen geliebten Menschen zu kämpfen.

"Der Brand" liest sich fast wie von selbst. Es passiert nichts dramatisches, es ist aber auch nicht langweilig. Die Geschichte ist so durchschnittlich, wie ein ganz normales Leben und das macht sie wieder besonders. Manche werden sich darin finden, andere nicht und wieder andere sehen vielleicht ihre Eltern darin.

Die Geschichte ist gänzlich unaufgeregt. Aber dadurch hat sie mich emotional nicht berührt. Das Buch hat mir gefallen, mitgerissen hat es mich nicht. Daher vergebe ich 4 Sterne.