Genauso spielt das Leben

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emmmbeee Avatar

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Der Brand des ursprünglich vorgesehenen Ferienhauses veranlasst das Ehepaar Rahel und Peter, ihre Pläne zu ändern. Gleichzeitig muss durch einen Krankheitsfall der Bauernhof von Freunden betreut werden. In der ländlichen Einsamkeit sind die beiden auf sich selbst zurückgeworfen und stärker als zuvor mit der Brüchigkeit ihrer Beziehung konfrontiert. Aus dem dreiwöchigen Aufenthalt entsteht auch ein Eintauchen in die Vergangenheit samt der drängend werdenden Frage Rahels: Ist der Erkrankte mein Vater?
Als Tochter Selma und ihre Kinder auftauchen, zeigt sich eine extreme Tochter-Mutter-Problematik, es geht um Erziehungs- und Liebesfragen. Auch die Zeit nach der Wende, was die mit sich gebracht hat, Nachholbedürfnis und Besitzgier werden zum Thema. Nicht nur das Ferienhaus hat gebrannt, auch die Familiensituation steht in Flammen. Doch der Schluss ist versöhnlich.
Eigentlich geschieht im Roman nichts Unerwartetes, vieles habe ich selbst ganz ähnlich erlebt. Das Leben geht eben nie glatt, sondern ist gespickt mit Stolpersteinen, Auseinandersetzungen, Generationsproblemen und Fragen. Mich hat nichts überrascht. Alles kommt im Leben ständig vor. Wie anders als unaufgeregt kann man die Situationen beschreiben? Für den Leser tröstlich, dass es anderen auch so ergeht.
Über die Sympathien bin ich mir nicht sicher. Ganz bestimmt sind sie auf Seiten der Eltern, die sich sehr um ihre Kinder bemüht haben, wenn auch – natürlich – nicht immer mit Erfolg.
Mir hat der Erzählstil sehr gefallen, das Schildern der Befindlichkeiten, des Auf- und Abschwellens der Emotionen. Für Rahel gibt es nie die rechte Ruhe, um auch nur eine heimliche Zigarette zu rauchen – meisterlich in Worte gekleidet.
Ich empfehle den Roman all jenen, die mit ähnlichen Eltern- und Partnerschaftsproblemen zu kämpfen haben. Aber auch der jüngeren Generation, um ihre eigenen Eltern besser zu verstehen.