Gehen auf Glasscherben
„Der brennende Garten“ von V. V. Ganeshananthan, 2025 erschienen bei Tropen, ist gegen Ende des Jahres noch einmal eine wundervolle Highlight-Überraschung, die viele Lesende in einen komplett neuen Kosmos mitnehmen dürfte.
Wir tauchen ein in die Welt der Tamilen und in die Zeit des Bürgerkrieges, der von 1983-2009 dauerte und an den meisten Menschen in Europa wahrscheinlich zumindest in den Details vorbeigezogen ist. Die junge Sashi hat wie ihre Brüder das große Ziel, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Nicht einfach für eine junge Tamilin in dieser Zeit. Schon früh lernt sie K kennen, der das gleiche Ziel verfolgt – mit ungleich besseren Voraussetzungen. Sashi hat drei Brüder, sie ist umgeben von einer Männerwelt, in der sie nur spät immerhin endlich eine Freundin findet, die ähnlich wie sie selbst auch ausgegrenzt wird, in ihrem Fall hat die Ausgrenzung mit ihrem Glauben zu tun. Doch Sashi gibt nicht auf, sie verfolgt ihre Träume – und hat immer ein Auge auf K, zu dem sie sich von Tag eins an hingezogen fühlt.
Als quasi über Nacht in Sri Lanka der Bürgerkrieg ausbricht, bricht auch Sashis Leben auseinander und die sowieso immer fragile Sicherheit liegt in Scherben. Zwei ihrer drei Brüder und vor allem auch K werden Teil der Tamil Tigers, die um die Unabhängigkeit der Tamilen vom Staat Sri Lanka kämpfen – und bereit sind, dafür zu sterben. Sashi taucht ein in eine Welt, die sich immer weniger vom Terrorismus abgrenzen lässt und irgendwann muss auch sie Entscheidungen treffen, Entscheidungen, die kosten.
Ganeshananthan schreibt einfach gigantisch gut, das Buch strotzt nur so von Informationen und Gehalt, doch all das ist so gut eingebettet in Sashis Erleben und ihre Geschichte, dass nichts davon aufträgt. Im Gegenteil, wir sind jederzeit drin in Sashis Emotionen und ihrer Zerrissenheit, im Kampf zwischen Loyalität und Lebenshunger, im Opfern von Träumen für die Sache oder von Menschen für die Träume. Atmosphärisch dicht und durchweg packend, zerstörerisch und aufwühlend habe ich hier einen Teil Geschichte kennenlernen dürfen, der bei mir ganz klar einen blinden Fleck darstellt. Ich konnte so viel mitnehmen und habe dabei aber vor allem: Einen richtig guten Roman gelesen. Ganeshananthan macht mehr als deutlich, wie absurd Diskriminierung ist und wie unerträglich. Vor allem aber zeigt sie, wie sehr auch im Terror als Mittel letztlich Menschen stecken und wie weich die Grenze ist zwischen Einsatz für das Richtige und Überschreiten eben dieser Grenze. Sich damit auseinanderzusetzen, ist durchaus verstörend und kann das Weltbild verändern. Für Sashi gleicht ihr ganzes Leben einem Tanz auf dieser Grenze und die Ruhe ist auf Sri Lanka letztlich nicht zu finden. Sich einzugestehen, dass sie dort keine Heimat finden kann, ist ein Prozess, den die Autorin unglaublich sensibel begreifbar macht.
Eine ganz große Leseempfehlung also für dieses Buch, dessen Cover leider etwas irreführend wie der Hinweis auf eine Bollywood-Lovestory daherkommt. Dieser wundervolle Roman ist alles andere als das. Er ist eine literarische und horizonterweiternde Entdeckung. Lesen! Verschenken! Weitersagen!
Ein großes Dankeschön an vorablesen.de und Tropen für das Rezensionsexemplar!
Wir tauchen ein in die Welt der Tamilen und in die Zeit des Bürgerkrieges, der von 1983-2009 dauerte und an den meisten Menschen in Europa wahrscheinlich zumindest in den Details vorbeigezogen ist. Die junge Sashi hat wie ihre Brüder das große Ziel, Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Nicht einfach für eine junge Tamilin in dieser Zeit. Schon früh lernt sie K kennen, der das gleiche Ziel verfolgt – mit ungleich besseren Voraussetzungen. Sashi hat drei Brüder, sie ist umgeben von einer Männerwelt, in der sie nur spät immerhin endlich eine Freundin findet, die ähnlich wie sie selbst auch ausgegrenzt wird, in ihrem Fall hat die Ausgrenzung mit ihrem Glauben zu tun. Doch Sashi gibt nicht auf, sie verfolgt ihre Träume – und hat immer ein Auge auf K, zu dem sie sich von Tag eins an hingezogen fühlt.
Als quasi über Nacht in Sri Lanka der Bürgerkrieg ausbricht, bricht auch Sashis Leben auseinander und die sowieso immer fragile Sicherheit liegt in Scherben. Zwei ihrer drei Brüder und vor allem auch K werden Teil der Tamil Tigers, die um die Unabhängigkeit der Tamilen vom Staat Sri Lanka kämpfen – und bereit sind, dafür zu sterben. Sashi taucht ein in eine Welt, die sich immer weniger vom Terrorismus abgrenzen lässt und irgendwann muss auch sie Entscheidungen treffen, Entscheidungen, die kosten.
Ganeshananthan schreibt einfach gigantisch gut, das Buch strotzt nur so von Informationen und Gehalt, doch all das ist so gut eingebettet in Sashis Erleben und ihre Geschichte, dass nichts davon aufträgt. Im Gegenteil, wir sind jederzeit drin in Sashis Emotionen und ihrer Zerrissenheit, im Kampf zwischen Loyalität und Lebenshunger, im Opfern von Träumen für die Sache oder von Menschen für die Träume. Atmosphärisch dicht und durchweg packend, zerstörerisch und aufwühlend habe ich hier einen Teil Geschichte kennenlernen dürfen, der bei mir ganz klar einen blinden Fleck darstellt. Ich konnte so viel mitnehmen und habe dabei aber vor allem: Einen richtig guten Roman gelesen. Ganeshananthan macht mehr als deutlich, wie absurd Diskriminierung ist und wie unerträglich. Vor allem aber zeigt sie, wie sehr auch im Terror als Mittel letztlich Menschen stecken und wie weich die Grenze ist zwischen Einsatz für das Richtige und Überschreiten eben dieser Grenze. Sich damit auseinanderzusetzen, ist durchaus verstörend und kann das Weltbild verändern. Für Sashi gleicht ihr ganzes Leben einem Tanz auf dieser Grenze und die Ruhe ist auf Sri Lanka letztlich nicht zu finden. Sich einzugestehen, dass sie dort keine Heimat finden kann, ist ein Prozess, den die Autorin unglaublich sensibel begreifbar macht.
Eine ganz große Leseempfehlung also für dieses Buch, dessen Cover leider etwas irreführend wie der Hinweis auf eine Bollywood-Lovestory daherkommt. Dieser wundervolle Roman ist alles andere als das. Er ist eine literarische und horizonterweiternde Entdeckung. Lesen! Verschenken! Weitersagen!
Ein großes Dankeschön an vorablesen.de und Tropen für das Rezensionsexemplar!