Getrenntes Land, getrennte Familien

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q5helgi Avatar

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Dieses Buch hat mich sehr positiv überrascht. Es wird über die Gewalt eines Bürgerkrieges geschrieben. Die Autorin hat vierzehn Jahre an der Geschichte gearbeitet, sodass der Leser von guter Recherchearbeit ausgehen kann. Das Buch bleibt dabei immer noch ein Roman und kein Sachbuch und stellt eine Familie in den Vordergrund. Es wird aus der Du-Perspektive über Ereignisse erzählt, die die Hauptprotagonistin, eine Medizinstudentin, an den Leser richtet. Die Handlung spannt hauptsächlich die 1980er Jahre in Sri Lanka. Die Gewalt wird beschrieben, eher wird sie berichtet, und von dem Leben im Alltag wird erzählt. In einem Kapitel hat die Autorin sehr sanft über einen Tod geschrieben, und mich am meisten von dem Buch überzeugt.
Bei viel Leid ist es schwer, Worte zu finden und dabei die Handlung und die Figuren nicht zu vergessen, bzw. alles in einem Einklang für den Leser zu bringen. Wie das Zitat zum Beginn des fünften Teils es ausdrückt: „Ich frage Sie, könnten Sie aufrichtig schreiben, wenn Menschen in Massen sterben?“. Es wird viel über das Medizinstudium erzählt und viel von Journalismus und Engagement, viel über Politik. Am Ende ist es ein Roman, den man gut lesen kann. Er ist leicht geschrieben, trotz schwerer Inhalte, und meistens wirkt es wie ein Bericht mit Einblicken in das Leben der Protagonistin. Die Familienbande sind gut beschrieben, viele typisch tamilische Gerichte werden genannt, oder über Tempelbesuche gesprochen, sodass Sri Lanka als Land greifbarer wird. Als Roman ist es sehr gelungen und ich hoffe, dass es viele Leser findet und das die Autorin V.V. Ganeshananthan vielleicht noch mehr Bücher veröffentlicht.