Junge Frau zwischen Studium und Bürgerkrieg

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emmmbeee Avatar

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Sashikala ist eine strebsame junge Frau und möchte nichts anderes, als die Zulassung zum Medizinstudium zu erreichen. Doch bestimmen bald die Rebellionen der Tamil Tigers (LTTE) das tägliche Leben. Sie wollen die Bildung eines unabhängigen tamilischen Staates namens Tamil Eelam im Nordosten der Insel erreichen, weil sie von der Sri Lankischen, singhalesisch dominierten Regierung unterdrückt, verfolgt und diskriminiert werden. Ihre eigene Familie kann sich aus den Kämpfen und Pogromen nicht heraushalten, auch sie ist schwerst betroffen.
Das ganze Leben der Tamilen wird niedergehalten, Familienleben, Kultur, Studium, was Sashis Pläne zunichtemacht. Sie kann ihr wachsendes medizinisches Wissen zwar einsetzen und den Menschen auf ihre Weise helfen, doch muss sie ihr Land verlassen. Auch muss sie plötzlich Entscheidungen für sich, ihre Familie und Nachbarn treffen, was sie stark belastet.
Ein früherer Arbeitskollege von mir war geflüchteter Tamile, der ab und zu davon erzählte, wie seine eigene Familie unter den Terroraktionen in Sri Lanka litt, welch unmenschliche Racheaktionen seiner Familie angetan wurden. Auch in diesem Roman wird authentisch davon erzählt. Jeder Krieg ist schwer zu ertragen, doch was auf dieser Insel zwischen Singhalesen und Tamilen an unerbittlichen Grausamkeiten vor sich ging, ist wohl ein Thema für sich.
Mit Tempo und Wärme schildert die Autorin das Leben von Sashis Familie.
Mir gefiel die bilderreiche, sinnliche Sprache, welche die Lesenden anschaulich in die Geschichte der gebeutelten Insel und in Sashis Werdegang führt. Ich habe tiefen Einblick in den Alltag der Menschen gewonnen, wenngleich ich ein erklärendes Glossar stark vermisst habe. Denn die fremdartigen, mir unbekannten Speisen zum Beispiel wurden kaum erläutert. Dabei hätten sie den Roman mit mehr Farbe, um nicht zu schreiben Geschmack und Olfaktorik bestimmt bereichert.
Auch werden die Anreden nicht erläutert, und man weiß nicht, ob es ein Name ist oder „Schwester“, „Freund“ oder „Liebling“, was manchmal bei der Zuordnung stört. Und da die Autorin uns LeserInnen wiederholt direkt anspricht, wäre es auch eine wichtige Ergänzung, um die ethnischen Bedeutungen besser zu erfassen. „Ich möchte, dass du verstehst“, schreibt sie immer wieder, und um Verständnis geht es ihr ja.
Das Cover deutet mit einer Umarmungspose bereits an, dass es um Abschiede von liebgewordenen Menschen und Dingen, nicht zuletzt von der Heimat geht. In seiner Schlichtheit ist es ergreifend und sehr stimmig.