Was bleibt, wenn alles zerfällt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
vanessa_91 Avatar

Von

Meine Meinung

Schon in den ersten Seiten zieht mich die Welt von Sashi in ihren Bann. In der Geschichte geht es um eine junge Frau im Studienalltag mit einem Traum, Ärztin zu werden, während um sie herum eine Gemeinschaft, eine Familie und ein Land in den Strudel von Gewalt und Verzweiflung geraten. Ich habe selten eine Geschichte erlebt, die das Alltägliche und das Extrem so dicht miteinander verwebt wie in diesem Roman...und mich zugleich noch so sehr mitreißt.

Die Figuren wirken nicht wie Platzhalter für politische Ideen, sondern Menschen mit Hoffnungen, Schuldgefühlen, Bindungen und Abgründen.Alles hier wirkt super authentisch. Sashi etwa bleibt verletzlich, mutig und immer auch zwiegespalten. Ihre Brüder, ihre Eltern, sie alle tragen das Gefühl mit, dass etwas schiefgelaufen ist  und / aber dass Aufgeben keine Option ist.

Die Erzählung spannt einen Bogen vom häuslichen Garten, vom Arzttraum, vom Studieren bis hinein in Feldhospital und eine Welt, in der Unterscheiden schwer wird: Freund oder Feind, Zuhause oder Flucht, Helfen oder Beteiligen.

Dieses Buch packt!

Die Sprache tut ihren Teil, denn sie ist genau, sie ist sparsam, sie lässt Bilder und Stimmungen in mir nachwirken.

Wer Lektüre will, die Ablenkung bietet und sich schnell „weglesen“ lässt, der ist hier falsch.
Der brennende Garten ist ein toller bedeutungsschwerer Roman, den ich allen empfehle, die sich auf eine Lektüre einlassen wollen, die zum Nachdenken anregt. Es ist kein Wohlfühlroman.


Über die Autorin

V. V. Ganeshananthan ist außerordentliche Professorin für Englisch an der University of Minnesota. Ihr Roman Der brennende Garten wurde von der Kritik gefeiert und 2024 mit dem Women's Prize for Fiction sowie dem Carol Shields Prize ausgezeichnet. Sie co-hostet den Fiction/Non/Fiction-Podcast auf Literary Hub, der sich mit dem Schnittpunkt von Literatur und Nachrichten beschäftigt.