Gute Idee, nicht komplex genug umgesetzt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
la tina Avatar

Von

Maries beste Freundin aus Schulzeiten schreibt ihr nach rund 15 Jahren einen Brief. Stutzig macht die Journalistin, dass sowohl ihre Adresse auf dem Umschlag falsch ist (Paris statt Hamburg), als auch eine falsche Absenderadresse angegeben ist. Doch vielmehr hat es noch der Inhalt des Briefes in sich: stimmen die Erinnerungen an frühere Zeiten noch mit der Wahrheit überein, werden Maries Leben sowie das ihrer Freundin Christine in dem Brief völlig falsch dargestellt. Wer ist dieser Victor, mit dem die Hamburgerin angeblich glücklich in Paris zusammenlebt? Und hat Christine wirklich noch ein zweites Kind bekommen? Marie glaubt erst an einen schlechten Scherz, doch als Christine plötzlich einen Brief von einer Marie aus Paris erhält, fasst Marie den Entschluss, in Paris der Sache auf den Grund zu gehen...

"Die Realität ist eine Frage der Wahrnehmung, nicht der Wahrheit." (Zitat S. 51)

Mit "Der Brief", einem Verwirrspiel der Realitäten, legt Autorin Carolin Hagebölling ihren Debütroman vor. Das schön gestaltete Cover passt sehr gut zum Roman und lässt eine spannende Geschichte erhoffen. So machten die mysteriösen Briefe und Fotos mich auch recht schnell neugierig, was es wohl damit auf sich haben könnte. Leider wurde diese wunderbare Idee für meinen Geschmack nicht komplex genug umgesetzt, vermisste ich einen gewissen Tiefgang sowohl in der Handlung als auch bei den Charakteren: so blieben vor allem die Personen neben Marie zumeist recht blass und dimensionslos. Zudem fiel mir negativ auf, wie sich Marie manchmal schlicht unlogisch verhielt. War das Erzähltempo im ersten Abschnitt noch angenehm, raste der Roman ab dem zweiten Abschnitt in Paris leider nur so durch die Handlungen, wodurch das Buch zu oberflächlich, vieles auf der Strecke blieb. Zum Ende des Romans hatte mir eine gute Erklärung des Verwirrspiels erhofft, welche ich durch das offene Ende leider nicht erhielt. Positiv ist auf jeden Fall der Schreibstil der Autorin, welcher sich recht gut lesen lässt.
Meine Erwartungen hat der Roman leider nicht so recht erfüllt, daher vergebe ich wohlverdiente drei von fünf Sternen.