Schade, eine gute Idee nicht genutzt!

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Der Brief, Roman von Carolin Hagebölling, 220 Seiten, erschienen im dtv premium –Verlag.
Der Debütroman der Autorin ist ein verwirrendes Spiel der Realitäten.
Marie Kluge eine junge Journalistin, lebt in Hamburg zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Johanna. Eines Tages erhält sie einen Brief ihrer Jugendfreundin Christine mit der sie seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Christine erkundigt sich nach Fakten in Maries Leben, die niemals stattgefunden haben, auch erzählt sie von ihren Kindern Paul und Amelie, obwohl ihre Tochter niemals geboren wurde. Marie ihrerseits verwirrt, kontaktiert Christine und die Geschichte beginnt immer mysteriöser zu werden. Um ihre innere Ruhe und für sich und Johanna Klarheit zu finden reist Marie nach Paris….
Die hier vorliegende Geschichte lässt mich absolut ratlos zurück. Was durch die Leseprobe so vielversprechend begann, konnte ich in der Lektüre des vorliegenden Romans nicht mehr wiederfinden. Je weiter ich gelesen habe, desto verwirrender und abstruser wurde der Inhalt, immer mehr Fragen kamen auf, eine eindeutige Erklärung oder Auflösung gab es nicht. Wie konnte Christine von der im Brief angedeuteten Krankheit wissen, wenn die Freundinnen seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr hatten? Wie kann ein 5jähriger Junge verschwinden und nach Wochen wieder auftauchen, ohne dass jemand weiß wo er sich aufgehalten hat? Befremdlich empfand ich auch folgende Szene, die Protagonistin geht in Berlin spazieren, lässt sich ohne groß nachzudenken treiben und kommt ganz zufällig in die Straße, in der ihre Freundin, die wirkliche oder phantastische, an der Stelle hatte ich schon den Überblick verloren, wohnt. Berlin ist ja nun nicht gerade eine Kleinstadt. Sachverhalte wurden angedeutet, Spuren gelegt, die dann ohne eine Erklärung im Sand verliefen. Zum Glück ist das Buch in großer Schrift gedruckt und umfasst nur 220 Seiten, sodass ich es in ein paar Stunden gelesen hatte, länger hätte ich mich damit auch nicht aufhalten wollen. Dabei wäre Hagebölling m.E. durchaus fähig, den Leser zu verblüffen, zu fesseln und Gänsehaut zu erzeugen. An einigen Stellen im Roman war es tatsächlich der Fall. Das Erlebnis in den Katakomben von Paris, oder im Friedhof ihrer Heimatstadt war spannend und gruselig beschrieben, aber in ein paar Sätzen abgehandelt.
Dabei war Marie eine Protagonistin die ich sehr gut leiden konnte, die Situation mit ihrer Krankheit und die bevorstehenden Operation hat sie toll gemeistert, dafür fand ich Johanna richtig unsympathisch. Jedes Mal wenn es schwierig wurde zweifelte sie an ihrer Freundin oder sie ist einfach ausgezogen. Am Besten fand ich das schöne Cover eine Brücke, die auf der einen Seite Hamburg und auf der anderen Seite Paris zeigt, die Figur in der Mitte begegnet sich selbst zwischen den beiden Städten. Ich finde die Autorin hat ihr Potential nicht ausgeschöpft und ihre hervorragende Idee zu diesem Buch leider nicht genutzt. Dafür von mir keine Leseempfehlung. Für das schöne Cover, die ab und zu auftretende Spannung und die tolle Idee, 2 von 5 Sternen.