Ein Buch, das Hemmungen abbaut

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Der Club der kalten Hände ist ein ganz besonderes Kinderbuch, denn es widmet sich einem Thema, bei dem wir Erwachsenen oft große Barrieren haben, uns unsicher und hilflos fühlen und diese Hemmungen schnell an unsere Kinder weitergeben.

Hier werden kindgerecht Fragen zu den Themen Beerdigung, Tod, Abschied und Trauer beantwortet.

Die erste Hälfte des Buches ist in Form einer Geschichte geschrieben und erzählt von Lizzy, deren Eltern Bestatter sind. Als sie versteht, was sich in den Kisten befindet, die diese in ihrem mysteriösen Transportunternehmen herumfahren, macht sie sich gemeinsam mit ihrer Bande auf die Suche nach Antworten auf ihre Fragen. Dabei kennt sie keine Tabus, schleicht sich bei den verschiedensten Veranstaltungen hinein, begutachtet die Toten und stellt alle Fragen, die ihr in den Kopf kommen.

Im Laufe des Buches begleiten wir vier Trauerfälle, von einem kleinen Baby bis zu einer alten Dame. Wir lernen, dass es je nach Kultur und Wünschen verschiedene Rituale und Bestattungsarten gibt, sehen verschiedene Formen von Trauer und Abschied und erhalten Einblicke in die Arbeit eines Bestattungsunternehmens. Besonders schön finde ich, dass zwei trauernde Kinder im Laufe des Buches Teil der Bande werden. Oft ziehen sich Menschen aus Unsicherheit etwas Falsches zu sagen von trauernden Bekannten zurück, hier werden die Kinder sofort integriert und nicht mit Samthandschuhen angefasst. Zudem wird gezeigt, dass Beerdigungen nicht immer nur ernste, traurige Veranstaltungen sein müssen, sondern dies ganz individuell und abhängig von der Verstorbenen Person sein kann.

Der zweite Teil des Buches ist in Form des Bandenhandbuchs verfasst, in dem die wichtigsten Forschungsergebnisse der Kinder festgehalten werden. Hier wird beantwortet, wie Tote riechen, ob man sie Anfassen darf oder warum Cems Onkel Ali nur von Männern aus seiner Familie gewaschen werden durfte.

Insgesamt finde ich das Buch sehr gelungen, da es das Thema Tod mit Fokus auf ein Bestattungsunternehmen beleuchtet, auf unterschiedliche Kulturen eingeht und Tabus bricht Der Text ist zudem in sehr einfachen und kurzen Sätzen verfasst, sodass sich das Buch gut zum Selberlesen eignet.

Was mir ein wenig fehlte (aber eigentlich nicht schlimm ist) war eine grundsätzliche Erklärung dazu, was Sterben bedeutet bzw. was mit dem Körper passiert. Die Todesursache der Verstorbenen wird nicht oder nur sehr kurz erläutert und steht nicht im Vordergrund. Vor der Lektüre dieses Buches wäre es also sinnvoll, wenn grundsätzlich bekannt ist warum Menschen sterben, hierzu gibt es ja aber viele tolle Bücher, bei diesem hier handelt es sich für mich aber dadurch eher um ein weiterführendes Werk. Die Antworten auf die Kinderfragen im Buch waren dafür sehr informativ und kindgerecht, teils hätte ich mir aber noch tiefreichendere Informationen gewünscht, bspw. zu den verschiedenen Bestattungsarten oder religiösen und kulturellen Unterschieden. Diese Themen wurden zwar angeschnitten aber nicht tiefgehend erläutert.

Trotzdem finde ich es ein unheimlich wertvolles Buch für jedes Kinderbuchregal, das viele Kinderfragen beantwortet, Hemmungen abbaut und zeigt, wie wichtig Gemeinschaft auch im Trauerfall ist.