Für Podcast- und True Crime-Fans

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happymountain Avatar

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„Der Countdown-Killer – Nur du kannst ihn finden“ hat mich keinesfalls durch das Cover überzeugt. Im ersten Moment dachte ich: „Was ist das denn?“ Während des Lesens kam mir aber eine Ahnung, was es damit auf sich hat und ich muss rückblickend sagen: „Sehr passend!“
Beim Lesen begleitet man Elle Castillo, Moderatorin des Podcasts „Justice Delayed“, bei der Aufnahme ihrer fünften Podcast-Staffel, aber auch in ihrem Privatleben. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ungeklärten Kriminalfällen auf die Spur zu gehen, um Gerechtigkeit für die Opfer zu erzielen. In der fünften Staffel dreht sich alles um den Countdown-Killer. Ein sehr interessanter, aber auch ambitionierter Fall. Besondere Brisanz bekommt das Ganze als plötzlich wieder ein junges Mädchen verschwindet, das in das Beuteschema des Killers passt.
Ich habe ein großes Faible für Bücher, in denen Podcasts eine Rolle spielen, da ich die Aufbereitung der Themen und Geschichten als sehr zeitgemäß und realistisch empfinde. So war es auch hier. Das Besondere an diesem Buch ist nämlich, dass man die niedergeschriebenen Podcast-Folgen auch hören kann. Lustigerweise bin ich eigentlich gar kein großer Podcast-Fan. In Büchern finde ich es allerdings toll und der Verlag hat das in meinen Augen auch großartig umgesetzt. Ich habe also alle Folgen tatsächlich gehört, statt gelesen. Das hat das Buch und den Fall für mich viel authentischer gemacht und ich hatte das Gefühl live bei der Jagd nach dem Countdown-Killer, der auch kurz CK genannt wird, dabei zu sein.
Elle Castillo ist eine relativ schwierige Hauptfigur. An sich mochte ich sie sehr, weil sie kompetent wirkt, in dem was sie tut und weil sie sich für Opfer einsetzt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn an den Tag legt. Sie ist aber auch an manchen Stellen recht eigenwillig und mischt sich in polizeiliche Ermittlungen ein. Interessanterweise wirken die tatsächlichen Ermittler im Buch dem nicht entgegen. Das wirkte auf mich nicht sehr realistisch. Es wäre aber vermutlich nicht spannender geworden, wenn Elle zu Hause gesessen hätte. 😉
Die Nebenfiguren bleiben teilweise etwas blass. Mir gefiel jedoch, dass sie abseits des Mainstreams waren und eine gewisse Vielfalt ins Buch brachten, ohne das aber zu thematisieren. So gibt es z.B. die lesbische Producerin des Podcasts, die dem Islam angehörige Polizistin, den mexikanischen Ehemann von Elle und viele weitere interessante Figuren. Dass Amy Suiter-Clarke hier nicht komplett in die Tiefe geht, fand ich keinesfalls störend. Zum einen kann man so jeden verdächtigen, zum anderen sprengen zu ausufernde Nebenhandlungen für mich oftmals eher den Rahmen als einem Buch gut zu tun.
Der Fall des Countdown-Killers und seine Entwicklung zum Serienmörder, fand ich tatsächlich ebenfalls sehr gut dargestellt. Ich konnte teilweise sogar Empathie für ihn empfinden und fand die Betrachtungsweise der Autorin keinesfalls eindimensional.
Was mir leider gar nicht gefiel, war, dass das Buch in vielen Punkten vorhersehbar ist. Als geübte Thriller-Leseratte, die ich ja bekanntlich bin, kann man sich relativ früh ein Bild machen. Ich hätte mir hier die ein oder andere akzentuierte Wendung gewünscht. Die Spannungskurve hätte außerdem etwas früher ansteigen müssen. Der Mittelteil war schon etwas langatmig, da auch kaum neue Verdächtige auftauchen.
Trotz all der erwähnten Kritikpunkte hat mich das Buch hervorragend unterhalten und ich habe es recht zügig weggelesen (und gehört). Ob es etwas für euch ist, müsst ihr selber entscheiden. Podcast-Fans empfehle ich es aber sehr gern weiter.