Eine Runde britische Krimi-Kaltblütigkeit

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doroko Avatar

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Dieses Buch war für mich der absolute Kaltstart in die Welt des Donnerstagsmordclubs – und was für ein charmantes, verschrobenes Abenteuer mich da erwartet hat! Richard Osman hat mit seiner Seniorentruppe von Hobbydetektiven aus Coopers Chase gezeigt, das beweist: Man ist nie zu alt, um einen guten Mord aufzuklären und dabei die örtliche Polizei in den Schatten zu stellen.

Obwohl dieser fünfte Band in sich abgeschlossen ist, fiel mir als Neueinsteigerin der Sprung in die bereits etablierte Dynamik der vier Senioren nicht ganz leicht. Man merkt, dass die Charaktere – die verschwiegene Elizabeth, die Tagebuch schreibende Joyce, der kämpferische Ron und der intellektuelle Ibrahim – bereits eine lange gemeinsame Geschichte haben. Ein kleines Personenregister hätte den Einstieg erleichtert, denn anfangs verliert man sich leicht in den Insider-Witzen und den vielen Rückblicken auf vergangene Fälle.
Dennoch: Die Mühe lohnt sich! Die Charaktere sind absolut brillant gezeichnet, mit all ihren Ecken, Kanten und liebenswerten Marotten. Man spürt die Tiefe und die jahrelangen Freundschaften, die sie verbinden. Die Dialoge sind das wahre Herzstück des Romans.

Der Schreibstil von Richard Osman ist locker, leicht und vor allem durchtränkt vom feinsten britischen Humor. Die Art und Weise, wie die rüstigen Rentner über alltägliche Belange und gleichzeitig über Entführung und Mord sprechen, ist urkomisch und tief menschlich zugleich. Die Abschnitte, in denen Joyce über Tischpläne für eine Hochzeit nachdenkt, während Elizabeth in einen kniffligen Fall verwickelt wird, sind ein Beweis für die charmante Absurdität der Reihe. Die Handlung selbst dreht sich um einen "unknackbaren Code", dessen Jagd den Donnerstagsmordclub schnell wieder in ihr Element bringt. Ehrlich gesagt verläuft der Spannungsbogen hier eher flach. Wer atemlose Thriller-Action sucht, wird vielleicht enttäuscht. Es gibt wenig überraschende Aha!-Momente oder plötzliche Wendungen. Stattdessen lebt das Buch von der schlauen und beharrlichen Ermittlungsarbeit der Rentner und den oft langatmigen, aber zutiefst aufschlussreichen Unterhaltungen über das Leben, das Alter und das Verbrechen. Das Ende klärt aber alle Rätsel auf und lässt keine Fragen offen.
Ein charmantes Lesevergnügen, welches ⭐ ⭐ ⭐ ⭐ bekommt.