Endlich zurück!

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bayernbba Avatar

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Nach einem Jahr Pause sind sie zurück: Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim – jene charmante Rentner-Clique, die sich längst vom gemütlichen Senioren-Quartett zu einem literarischen Phänomen entwickelt hat. Auch im fünften Band der Reihe bleibt Richard Osman seinem Erfolgsrezept treu: britischer Humor, liebevolle Charakterzeichnung und ein kriminalistisches Rätsel, das weniger durch Brutalität als durch Cleverness fesselt.
Diesmal beginnt alles harmlos – mit einer Hochzeit. Joyces Tochter Joanna heiratet ihren Paul, und während die Feierlichkeiten laufen, verschwindet der Trauzeuge spurlos. Osman macht daraus keinen klassischen Whodunit, sondern ein geschicktes Spiel aus kleinen Verdachtsmomenten, alten Geheimnissen und neuen Bekanntschaften. Elizabeth, die sich noch immer durch Trauer und Schuldgefühle kämpft, wird zur emotionalen Mitte der Handlung, während Joyce mit ihrem entwaffnend trockenen Tagebuchton erneut für heitere Zwischentöne sorgt.
Was diesen Band auszeichnet, ist weniger die Spannung des Falls als die Vertrautheit mit den Figuren. Osman versteht es, Menschen in einem Alter zu porträtieren, das in der Kriminalliteratur oft übersehen wird – mit Witz, Nachsicht und einem feinen Gespür für die Tragikomik des Alltags. Zwischen klugen Beobachtungen über das Älterwerden, die Liebe und das Loslassen entfaltet sich eine Geschichte, die gleichermaßen warmherzig wie pointiert ist.
Ja, der Kriminalfall selbst tritt etwas zurück, einige Szenen wirken gedehnt. Doch Osman's Stärke liegt ohnehin nicht in der Konstruktion, sondern in der Tonlage: dieser leichten Melancholie, die sich mit britischer Schlagfertigkeit paart.

Der unlösbare Code ist kein Thriller, sondern eine Einladung, alte Freunde wiederzutreffen. Wer die Reihe kennt, wird sich über jedes Wiedersehen freuen; wer neu einsteigt, sollte besser am Anfang beginnen. Ein „Cozy Crime“ mit Herz, Humor und jener eleganten Gelassenheit, die man von Richard Osman inzwischen erwartet – und gern wiederliest.