R. E. S. – Retired, extremely spry 3

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Im inzwischen 3. Band der Reihe lässt Richard Osman die Mitglieder seines Donnerstagsmordclubs auf einen neuen Cold Case los: Der Fall liegt etwa 10 Jahre zurück und es geht um eine beliebte junge Journalistin, die offenbar kurz davor stand, ein umfängliches Geldwäsche- und Steuerbetrugssystem auffliegen zu lassen. Und während sich die Truppe um die Ex-MI5-Agentin Elizabeth mit Fragen beschäftigt, wem die Journalistin auf die Schliche gekommen war, wo ihre Leiche steckt, wird Elizabeth mit weit existenzielleren Fragen konfrontiert, wird sie doch entführt … und schon stecken die umtriebigen Senioren erneut bis zur Halskrause in Schwierigkeiten.

Mit „Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ schafft Osman einmal mehr einen cleveren Plot, gespickt mit originellen Ideen, zahlreichen Wendungen und falschen Fährten. Zwar könnte man das Buch auch lesen, wenn man die Vorgängerbände nicht kennt, wird dann aber einige Anspielungen verpassen. Denn es treten auch Nebenfiguren aus den Vorgängerbänden auf – wobei es auch nicht der schlechteste Einstiegspunkt in die Reihe wäre, denn man merkt Osman an, dass ihm das Schreiben Spaß macht: so viel Liebe zum Detail ohne großes Geschwafel muss man erstmal hinbekommen. Weil die noble Seniorenresidenz zwar nobel, aus Sicht von Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim aber viel zu langweilig ist, lassen sie sich von einer Freundin des Opfers in den Fall hineinziehen, so heißt es dann „Feuer frei“ für ein komplett neues Setting, man ermittelt im Fernsehmilieu (was Joyce sehr goutiert). Elizabeth dagegen wird mal wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und weil Osman seinen Protagonisten und Nebenfiguren auch ein nettes „Privatleben“ gönnt, lässt er Amor ein paar Pfeile verschießen. So stellt er sicher, dass immer eine Entwicklung stattfindet, es nicht fad wird und man dranbleibt, denn die Geschichte lebt von den Charakteren, die „Wiederholungslesern“ inzwischen natürlich ans Herz gewachsen sind: liebenswert, sympathisch – und rührig. Darüber hinaus lebt die Geschichte von Osmans Erzählstil bzw. feinem bis ziemlich schwarzem Humor, der es ermöglicht, über das Alter zu witzeln und weil kaum etwas wirksamer ist als Selbstironie (da die Geschichte aus der Perspektive der „Alten“ geschrieben ist, dürfen die sich natürlich selbst aufs Korn nehmen), denkt man unweigerlich darüber nach, wie das mit dem Altern so ist … so ergibt sich dann eine gut austarierte Mischung aus Krimi, Humor und Wärme, die zwar weit hergeholt sein mag, dafür aber umso unterhaltsamer ist.