Ein Highlight

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pmelittam Avatar

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Als alter Mensch muss man dafür sorgen, auch weiterhin einigermaßen fit zu bleiben, körperlich, aber vor allem auch geistig, denn das Schreckgespenst Vergesslichkeit oder gar Demenz steht immer im Raum. Die Bewohner der Seniorenresidenz Coopers Chase haben eine reichhaltige Auswahl an Möglichkeiten, doch in den Donnerstagsmordclub, in dem alte, ungelöste Mordfälle gelöst werden, kommt nicht jeder. Die ehemalige Krankenschwester Joyce hat Glück, sie wird von Elizabeth angesprochen und gehört bald dazu. Als es einen aktuellen Mordfall gibt, können die vier Mitglieder ihr Glück kaum fassen und lassen es sich nicht nehmen, der Polizei bei der Aufklärung zu helfen.

Richard Osman erzählt seinen Roman aus mehreren Perspektiven, Joyce führt Tagebuch, das wir natürlich in Ich-Form lesen, dazu gibt es die Perspektive verschiedener anderer Charaktere, nicht nur aus dem Club, auch z. B. die eines Opfers, und schließlich auch die eines beschreibenden Erzählers, der z. B. die Landschaft oder die Seniorenresidenz und ihre Geschichte beschreibt. Ich persönlich liebe es, verschiedene Perspektiven zu lesen, zumal wenn sie, wie hier so gut ineinandergreifen.

Der Donnerstagsmordclub besteht aus vier Personen. Joyce lernt man am besten kennen, schon weil wir ihr Tagebuch lesen können. Ibrahim ist Psychiater, Ron ein ehemaliger Gewerkschaftler und Elizabeth hat eine Geheimdienstvergangenheit. Initiiert wurde der Club seinerzeit von der ehemaligen Polizistin Penny, die nun aber leider im Koma auf der Pflegestation liegt.

Fast besser als die Clubmitglieder lernt man die beiden Polizisten kennen, die eigentlich ermitteln: Chris und Donna – die sich schließlich damit arrangieren lernen, dass die Senioren sie „unterstützen““ und die Informationen, die sie erhalten nutzen können – gegen die raffinierten Rentner kommen sie sowieso nicht an. Mit die besten Szenen sind diejenigen, wenn sich alle Sechs zusammenfinden.

Die Fälle (es bleibt nicht bei einem Toten) sind kniffelig, und es gibt mehr als einen Verdächtigen. Als Leser erhält man zwar Gelegenheit mitzurätseln, aber nicht wirklich die Möglichkeit, den/die Täter zu enttarnen. Ich fand die Auflösungen nachvollziehbar.

Das wahre Plus dieses Romans sind die Emotionen, die beim Leser hervorgerufen werden. Zunächst habe ich viel geschmunzelt, dann kamen aber auch ernstere Töne, wie die Angst vor dem Vergessen, der Demenz, und schließlich gab es auch Momente, die mich zum Weinen brachten. Diese Mischung ist gelungen, und der vor allem der Humor hat es mir sehr angetan.

Hat man den Roman gelesen, kann man durchaus auf eine Fortsetzung hoffen, und das tue ich auf jeden Fall, denn ich möchte die sechs Protagonisten unbedingt wiedertreffen.

Für mich ist dieser Roman ein Highlight, er ist witzig, aber auch ernst und manchmal traurig, bietet sechs liebenswerte Protagonisten, die interessante Ermittlungen vorlegen und hat mich insgesamt sehr gut unterhalten. Sehr gerne vergebe ich volle Punktzahl, eine uneingeschränkte Leseempfehlung und hoffe auf weitere Bände.