Ein Senior:innen-Quartett ermittelt!

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nathi_taiwan Avatar

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In diesem unterhaltsamen, britischen Kriminalroman entführt uns Richard Osman nach Coopers Chase, einer luxuriösen Senior:innenresidenz in der idyllischen Grafschaft Kent. Hier verbringen unter anderem die ehemalige Geheimagentin Elizabeth, der Psychiater Ibrahim, der Gewerkschaftsführer Ron und die Krankenschwester Joyce gemütlich ihren Lebensabend. Moment, habe ich gemütlich gesagt? Während das ulkige Quartett eigentlich an alten, ungelösten Kriminalfällen tüfteln wollte, geschehen mehrere Morde in ihrer unmittelbaren Umgebung – und dabei mitzumischen, lassen sich die vier nicht entgehen!

Ich lese eher selten Kriminalromane, doch das idyllische Setting und die ungewöhnliche Konstellation der Protagonist:innen hat mich zu diesem Buch greifen lassen. Für mich als jungen Menschen war es immer wieder verblüffend, bewundernswert aber teilweise auch emotional zu lesen, wie die verschiedenen Charaktere mit Themen wie Tod, Verlust, körperliche Einschränkungen und Familie umgehen. Dieser andere Blick und die Erfahrungen, die sie alle in ihrem langen Leben gesammelt haben, führen dazu, dass das Senior:innenquartett ganz andere Ansätze und Spuren verfolgt als die Polizei, die ebenfalls in diesem Fall ermittelt. Die verschiedenen Perspektiven im Roman, ebenso wie Joyces Tagebucheinträge, haben sich dabei gut ergänzt und somit ein komplementäres Bild der Ereignisse gezeichnet.
Da die Anzahl an möglichen Tatverdächtigen eher begrenzt war, hat es viel Spaß gemacht, mitzurätseln und meine eigenen Theorien bezüglich der Morde aufzustellen. Während ich bei einer Auflösung richtig lag, fehlten meiner Meinung nach viel zu lange die entscheidenden Hinweise oder Brotkrumen im Roman, um auf die Tatmotive zu kommen. Ebenso fehlte mir die Vernetzung zwischen den Morden, es gab viele lose Fäden, die zwar alle aufgelöst wurden, jedoch leider für sich allein zu Ende verliefen, statt in einem komplexeren Handlungsstrang vernetzt zu werden. Das fand ich ein wenig unbefriedigend.

Alles in allem fand ich diesen Kriminalroman jedoch sehr erfrischend und habe die Hauptfiguren alle sehr zu schätzen gelernt. Empfehlenswert für alle, die gerne auf Blut und Schrecken in Krimis verzichten und stattdessen viel rumrätseln wollen! Ich freue mich auf weitere Abenteuer in Coopers Chase!