Für mich leider die Donnerstagsenttäuschung

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heldenzeit Avatar

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Das Cover vom "Donnerstagsmordclub" gefällt mir außerordentlich gut. Das kühle Blau, die vornehm wirkende Schriftart, der Sticker mit dem Union Jack - da hatte ich sofort Lust, dieses Buch zu lesen.

Charaktere:

Die Protagonisten wirken relativ authentisch. Der Autor Richard Osman gab sich Mühe, sie vielschichtig anzulegen. Leider sind sie mir stellenweise etwas zu klischeehaft dargestellt. Leider gelang es den Figuren nicht, meine Sympathie zu gewinnen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Charaktere etwas tiefgründiger angelegt sind.

Schreibstil:

Grundsätzlich lasen sich die knapp 450 Seiten recht flüssig weg. Völlig unpassend waren die Tagebucheinträge von Joyce. Es waren die einzigen Seiten, die in der Ich-Perspektive geschrieben waren. Im Großen und Ganzen ergab das aber keinen Sinn. Da hätte Osman auch gleich in der Erzählerperspektive bleiben können. Stellenweise war ich auch verwirrt, weil ich beim Lesen gar nicht so schnell mitbekam, dass ich schon wieder beim Tagebucheintrag war. Vielleicht hätte sich hier eine kursive Schriftart angeboten, damit es sich für den Leser abhebt. Mich nervte es jedenfalls. Weiterhin fiel mir auf, dass der Lektor einige Fehler überlesen hat. Ein einer Stellte fehlte gleich das Verb in einem Satz und an anderer Stelle steht der Satz: "Eintrifft die Polizei, darunter Penny, das steht in der Akte." Das ergibt für mich so gar keinen Sinn. Ebenfalls musste ich das Adjektiv "bummvoll" googeln. Ein Begriff für "ziemlich voll" aus Österreich. Naja, ich denke, da hätte man bekanntere Synonyme finden können.

Story:
Die Geschichte an sich war so semi interessant. Mehrere Leichen sollten ja eigentlich spannend sein. Die ganze Story schleppte aber mächtig vor sich hin. Es wurden ständig neue Tatverdächtige präsentiert, die aber letztendlich Finten waren oder andere Taten auf dem Kerbholz hatten. Die Auflösung der Morde wirkte mehr als konstruiert. Ab der Hälfte des Buch hatte ich das Gefühl, dass der Autor selbst nicht wusste, wer und warum da mordete. Dieses permanente Hervorzaubern und Verwerfen von Verdächtigen langweilte extrem. Für mich kam absolut keine Spannung auf, da es einem schon dämmerte, dass sich die Auflösung noch mindestens 100 Seiten hinziehen wird.

Fazit: Ich hatte mich auf die ermittelnden Rentner eigentlich sehr gefreut. Leider zog sich das komplette Buch wie ein Kaugummi elendig in die Länge. Ich war froh, als es vorbei war. Die fehlende Sympathie mit eindimensionalen Charakteren tat ihr übriges.