R.E.S – Retired, extremely spry

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Wenn ein Buch damit beworben wird, dass in England über 1 Million Expemplare verkauft wurden, will das was sagen, nämlich dass es vermutlich skurril sein könnte. Somit könnte das Hörbuch erst recht unterhaltsam sein …

Man nehme: eine Seniorenresidenz in Kent, vier mehr als rüstige Rentner und einen toten Bauunternehmer, rühre das kräftig durch, mische es mit einer Prise englischem Humor, fertig ist Richard Osmans „Der Donnerstagsmordclub“. Gut, es ist Seniorenresidenz, kein Altersheim – daran wird deutlich, dass die Einwohner keine üblichen Rentner sind, sondern früher Geheimagent, Gewerkschaftsführer oder Psychiater, faktisch dafür prädestiniert, Privatdetektiv zu spielen. Zu ihnen gehört auch die ehemalige Krankenschwester Joyce, seit sie eingezogen ist, aus deren Perspektive die Geschichte in Teilen erzählt wird und der in dem Club quasi die Pathologenrolle zukommt. Die vier treffen sich, um an Kriminalfällen rumzurätseln, umso besser als eines Tages der Bauunternehmer, der für eben jene Seniorenresidenz verantwortlich zeichnet, tot aufgefunden wird. So wird das Rätseln doch gleich viel spannender, umso mehr, als es eine weitere Leiche gibt. Deshalb drängelt sich der Club auch in die polizeilichen Ermittlungen rein ...

Das Buch ist der Auftakt zu einer Serie um eine Rentnergang, der das Leben in ihrer Seniorenresidenz zu fad ist und deshalb der Polizei bzw. sonstigen Ermittlern „Konkurrenz“ machen. Klar dass es hier nicht allzu blutrünstig zugeht und dass die Figuren im Zentrum stehen. Man kann sie als liebevoll gezeichnet, evtl. auch überzeichnet sehen, das ist eben das Britische an dieser Geschichte – das sollte man schon mögen. Das gilt auch für den Erzählton, der schwankt zwischen fast schon albern anmutenden Stellen zu auch wehmütig anmutenden (schließlich sind die 4 Hobbydetektive auf der Lebenszielgeraden). Alles in allem fügt sich das gut zusammen – wenngleich es auch Längen gibt. Die Truppe um Joyce erinnert schon sehr an Miss Marple und Mr. Stringer, aber das genau gefällt mir: ein bisschen Krimi, ein bisschen Komödie, meist unterhaltsam, eine Prise Skurrilität. Beim Hörbuch wird der Perspektivwechsel durch einen Sprecherwechsel unterstrichen, wobei mir die von Johannes Steck gelesenen Passagen besser gefielen als die von Beate Himmelstoss, das war lebendiger (was aber auch Absicht sein kann, dass Himmelstoss ja die „Rentnerperspektive“ vertritt).