Anders, als erwartet

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crazzoline_leseratte Avatar

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„Der 13. Mann“ von Schwiecker und Tsokos ist in einem angenehmen Schreibstil verfasst. Man kann das Buch, auch aufgrund der kurzen Kapitel, zügig am Stück lesen.
Der allwissende Erzähler gibt dem Leser den Blick auf das Gesamtgeschehen. Man weiß jederzeit, was gerade passiert.
Der Einstieg in die Geschichte ist spannend, das Thema von Anfang an bekannt, sodass man sich direkt in das Geschehen hinein versetzen kann.
Im weiteren Verlauf flacht der Spannungsbogen allerdings immer wieder ab. Die Ermittlungen von Rocco und seinem Team werden so detailliert beschrieben, was phasenweise etwas langatmig ist.
Im Mittelteil fehlen mir persönlich die Spannungsspitzen. Ein Verdächtiger ist schnell im Visier, sodass es über viele Seiten nur darum geht, Beweise für dessen Schuld zu finden.

Je näher das Team der Lösung des Falles kommt, desto mehr fiebert der Leser dem Finale entgegen.
Das Ende ist spannend und enthält eine gelungene, lange nicht vorhersehbare Überraschung.
Das Cover und der Titel gefallen mir sehr gut, da das Interesse auf das Buch geweckt wird und man nicht sofort weiß, was es mit dem Titel auf sich hat.
Alles in allem eine gute Geschichte, die man meiner Meinung nach aber deutlich spannender hätte umsetzen können.
Die Bezeichnung Justiz-Krimi finde ich hier nicht gerechtfertigt, da lediglich das Ende im Gerichtssaal spielt. Ein Großteil des Buches gibt Ermittlungsarbeit wider, die mit Justiz, abgesehen von den Berufen der Ermittler, nichts zu tun hat.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Beteiligung anderer hochrangiger Amtsträger, mehr thematisiert und auch verurteilt wird.
Mir persönlich kommt auch die rechtsmedizinische Komponente, die man mit dem Namen Tsokos verbindet, zu wenig zum Vorschein.

Gesamturteil, lesenswert aber ausbaufähig.