Gut gegen Böse

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adelheid von buch Avatar

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Von der Leseprobe war ich ganz begeistert und sehr gespannt auf diesen Roman. Es geht um die Auseinandersetzung zwischen Gut (in Gestalt von Aviv) und Böse (in Gestalt von Kaminski). Das Buch selbst ist schön gemacht, das Format, das Cover und die Gestaltung der Seiten laden zum Lesen ein. Die Geschichte fängt auch richtig stark an. Die Mutter des kleinen Aviv stirbt kurz nach dessen Geburt. Sie kann ihm noch eine Nachricht aufschreiben, die er jedoch erst erhalten soll, wenn er erwachsen ist. Die Hebamme Selma, die kinderlos ist und von ihrem Mann verlassen wurde, nimmt sich des kleinen Jungen an. Es beginnt eine ungewöhnliche Liebe. Anders läuft es bei Kaminski, der ein anstrengendes Kind ist, mit dem seine Eltern nicht zurechtkommen. Sie verstoßen ihn und er wächst in einem Waisenhaus auf. Er bemerkt als Erwachsener, dass andere Menschen etwas haben, was er nicht kennt. So kommt er auf die Idee, sich die Seelen der guten Menschen zu verschaffen und sie sich einzuverleiben. Leider gelingt es der Autorin überhaupt nicht, aus diesem tollen Stoff einen tollen Roman zu stricken. Es mag für eine bestimmte Zielgruppe sicher ein nettes Büchlein sein, aber es wurde in der Ankündigung „eines der ungewöhnlichsten Bücher des Jahres“ suggeriert, „das in die Tiefen der menschlichen Seele blickt und aufzeigt, wie jeder aus sich eine Welt hervorbringen kann, in der es sich zu leben lohnt.“ Der Sprachstil ist insgesamt wenig geschmeidig. Die Handlung flacht zum Ende hin immer mehr ab, ist stellenweise unplausibel und verliert sich am Ende total im Pathos. Die Räume zwischen zugegebenermaßen starken Botschaften sind ziemlich flach ausgefüllt. Auch mit der aufgestellten These, dass nur das Gute überlebt und das Böse keine Spuren auf der Erde hinterlässt, kann ich nicht einverstanden sein. Sicher hat die Story märchenhafte Züge, aber zu behaupten, jemand, der zwanzig Menschen umgebracht hat, würde keine Spuren auf der Welt hinterlassen, ist einfach zu absurd. Schade, dass diese starke Romanidee so trivial verbraucht wurde.