Märchenhaft

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katercarlo Avatar

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Die Seele hat Flügel. Menschen, die sich bemühen ihr Leben zu einem guten für sich und andere zu machen, breiten ihre Schwingen nach dem Tod aus, fliegen davon und hinterlassen Gutes. Wo ihre Seelen die Erde streifen, erblüht die Natur und lässt die Welt duften. Wer jedoch seine schlechten Eigenschaften größer werden lässt, als seine guten, der verstümmelt seine Flügel im Laufe des Lebens immer mehr und wird am Ende nichts auf der Welt zurücklassen.
Das ist der Kerngedanke des Buches. Es ist sehr philosophisch und erinnert an ein Märchen. Es dauert etwas bis man sich an die Art der Geschichte gewöhnt hat – es ist nichts das man oft zu lesen bekommt. Der Erzählstil der Autorin ist sehr schön, aber er wirkt zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn jeder – selbst ein kleiner Junge – bei allem was er sagt tiefgründige Gedanken formuliert und diese mit Metaphern und scheinbar uralter Weisheit schmückt.
Etwas nervig ist dabei, dass sehr oft das Gleiche gesagt wird, nur in neue, schöne Worte verpackt. Die Grundidee zur Entwicklung der menschlichen Seele wird so häufig wiederholt, dass selbst der unaufmerksamste Leser sie irgendwann verstanden hat. Außerdem scheint die Autorin ihre Leser ermahnen zu wollen, ein guter Mensch zu sein und zeigt an einem sehr extremen Beispiel welche Strafe sie erwartet sollten sie sich nicht darum bemühen.
In dieser Hinsicht hätte dem Buch vielleicht etwas mehr Realismus gut getan. Der Protagonist scheint die Reinkarnation des Guten zu sein. Findet immer die richtigen Worte, handelt immer richtig und trifft stets gute Entscheidungen. Der Antagonist ist dagegen noch böser als der Teufel selbst. In ihm ist kein Funke Menschlichkeit zu finden. Diese Extremen wirken nicht sehr glaubhaft, passen andererseits aber auch wieder zu der märchenhaften Erzählung.
Ich denke, dass Buch ist zu speziell, um eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen oder vom Lesen abzuraten zu können. Manche werden keinen Zugang zu der Geschichte finden können, während sie andere tief berührt.