Von Seelenkondensaten und Federn

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bavaria123 Avatar

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Das Buch kommt mit einem zarten leicht minimalistischen Cover daher, wobei sich der Einband auch sanft anfühlt. dazu passt auch der Titel. "Der Duft des Lebens", das klingt leicht und weich. Im Gegensatz dazu steht die Geschichte des Buches, die von dem jungen Glasbläser Aviv und dem zwielichtigen Arzt Kaminsiki erzählt. Die ist schon unheimlich und teilweise grausam.

Und genau dieser Kontrast zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Zum einen ist es ein Krimi, zum anderen eher ein Märchen. Es ist beklemmend und doch poetisch. Es ist unterhaltend und doch auch nachdenklich machend. Es gibt den guten Aviv und den bösen Kaminsiki.

Aufgeteilt ist das Buch in vier Kapitel, die nach den Jahreszeiten benannt sind. Dabei ist der Sommer am kürzesten, der Herbst am längsten. Diese Kapitel sind dann noch einmal in relativ kurze Abschnitte gegliedert. Dadurch erleichtert sich das Lesen, denn es gibt doch immer mal den Moment, wo man als Leser eine Zeit lang innehalten möchte, um über den einen oder anderen Satz nachdenken zu können.

Den Schreibstil empfinde ich als sehr ansprechend und bildhaft. So kann man flüssig lesen und sich alles gut vorstellen. An manchen Stellen rutscht die Autorin ein wenig arg an die Grenze des Kitschbeginns, bekommt in meinen Augen aber dann doch immer noch rechtzeitig die Kurve.

Der Roman beschäftigt sich vordergründig um die Geschichte von Aviv und Kaminski. Aber es geht doch um einiges mehr. Themen wie der Werteverfall, die Selbstbestimmung und vor allem die Menschlichkeit werden angesprochen. Das Nachdenken über das, was den Menschen zum Mitmenschen macht führt mich als Leserin auch zu einem Stück Selbsterkenntnis.

Wer aufgrund der Inhaltsbeschreibung viel Aktion und extreme Spannung erwartet, der wird von dem Buch enttäuscht sein. Wer sich auf das Buch oder besser gesagt auf das Märchen einlassen kann, bei dem wirkt das Buch noch lange nach.


Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. (A. Einstein)