Zauberhaft

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Die Autorin hat unter ihrem Pseudonym Clara Maria Bagus den zweiten philosophischen Roman veröffentlicht. In „Der Duft des Lebens“ geht es um den Jungen Aviv, der mit einem weitreichenden Schicksal geboren wird. Ein Mensch mit schwarzer Seele bedroht die Heimat des Jungen, alles verkommt und wird Seelenlos. Aviv soll den bösen Plan verhindern und wird dabei vom Jungen zum Mann.

Frau Bagus hat einen wunderbaren Roman mit Zügen eines Erwachsenenmärchen geschrieben, das sehr eindrücklich existenziellen Lebensfragen nachgeht. Es geht um Menschlichkeit in einer Gesellschaft, den Sinn des Lebens, die eigenen Träume und die Seele. Wie findet man seine Bestimmung? Wie wurde man zu dem, der man ist? Was macht das Mensch-sein aus? Wie lässt sich (Mit-)Menschlichkeit bewahren? Thematisch erinnert das Buch an „Momo“ von Michael Ende, die Reihe um „Hector“ von François Lelord und „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Ähnlich fantastisch entwickelt sich diese Geschichte.

Die Entwicklung des Jungen Aviv wird gemächlich und tiefgründig geschildert. Die Lesenden bekommen einen umfassenden Einblick in seine Empfindungen und Gedanken. Er gehört zu den sympathischen Figuren. Im Gegensatz zu dem abgrundtief bösen Kaminski, der seinen mörderischen Plan verfolgt. Dies lässt den Eindruck einer Märchenerzählung entstehen. Zwischen diesen platten und überzeichneten Gegensätzen versucht die Autorin jedoch zu vermitteln und die Schattierungen jedes Einzelnen aufzuzeigen. Die Sehnsüchte des Kaminski, die schlimmen Erlebnisse, die er gemacht haben muss, das zögerliche an Aviv. Damit macht Bagus eine Gratwanderung zwischen dem märchenhaft platt und eindeutigen gegenüber dem Versuch des vielschichtig und differenziertem. Die Geschichte bietet inhaltlich also eine interessante Mischung und geht über das Märchenhafte hinaus.

In kurzen nummerierten Kapiteln wird abwechselnd aus der Sicht von Aviv und Kaminski erzählt. Die Entwicklungen sind gut nachvollziehbar, wenn auch langwierig. Die Sprache ist sehr poetisch und bildreich. Die vielen Sprachbilder schaffen Atmosphäre und bleiben lange in Erinnerung. Es finden sich viele kluge Sprüche mit moralischen Botschaften, die in ihrer Menge fast schon übersättigend wirken. Die Sprache lädt also dazu ein sich darin zu verfangen und hängen zu bleiben, nachzudenken. Zudem stolpert der Text vereinzelt über deplatziert wirkende Wörter, wie „volles Bukett“, „glänzender Gagat“ und „panathenäische Preisamphore“. Insgesamt sprachlich eine ungewöhnliche Mischung, die auch irritierend wirken kann.

Trotzdem schafft es die Geschichte Spannung zu erzeugen, nimmt die Lesenden für sich ein und lässt sie darin abtauchen. Die Geschichte ist traurig, nachdenklich, macht ärgerlich und verzweifelt, erzeugt Hoffnung und Entsetzen. Emotional also vollkommen einnehmend.

Ein vielschichtiger Roman - mehr als ein Märchen. Mit großen Botschaften und einem Appell an die Menschlichkeit. Emotional einnehmend, sprachlich teilweise irritierend.