Ungewöhnlich (und) witzig

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
sapere_aude Avatar

Von

Hugo und Judith sind ein unglücklich verheiratetes Paar mit einer Tochter, das wir zunächst während eines Flugs durch die Augen der Stewardess und anschließend auf ihrem Weg ins Hotel durch die Augen des Fahrers eines Golf Carts, das sie zur Rezeption bringen soll, kennenlernen. Wir wissen also schon: Sie sind so fertig, dass sie den Flug hindurch geschlafen haben, und wir wissen auch, Kleinigkeiten bringen sie aus der Ruhe. Kann ein Cluburlaub da helfen oder wird es eher noch schlimmer, wenn sie 10 Tage aufeinanderhocken? Und wie sehr wird die Wiederannäherung dadurch behindert, dass ein Wal am Hotelstrand explodiert und so die Luft fortan nach totem Meeressäuger riecht?
Paul Ruban hat mit "Der Duft des Wals" einen ungewohnt witzigen, pointenreichen Roman geschrieben, in dessen Zentrum zwar Hugo und Judith stehen, das Hotelpersonal und Céleste (die Stewardess) aber alles andere als hölzerne Statisten sind. Das Buch ist, gerade weil die Erzählperspektiven wechseln und so alle immer auch aus der Sicht der anderen Handelnden betrachtet werden, sehr witzig. Dass Nasenbären ebenso regelmäßig auftauchen wie dufthemmende Nasenklammern entschärft außerdem jede noch so ernste Situation.