Willkommen im Horror-AI-Urlaub

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In der Duft des Wals verweist bereits der Titel auf das Zentrum der Erzählung. Ein angeschwemmter Walkadaver, der einen furchtbaren Duft ausströmt, bildet die Kulisse des Urlaubs in einem luxuriösen All inclusive Resort in México.

Hierhin haben sich Judith und Hugo mit ihrer Tochter Ava zurückgezogen in einem verzweifelten Versuch ihre zerrüttete Ehe zu retten. Celeste, die Stewardess auf dem Flug der Familie, residiert ebenfalls im Hotel und kämpft mit ihren ganz eigenen Dämonen. Waldemar träumt als langjähriger Angestellter im Hotel von einer Beförderung. Aus Perspektive der 5 Personen, die abwechselnd erzählen, begleitet der Roman einen Urlaub in einem typischen AI Resort und doch wird nichts daran typisch verlaufen.

Mir hat gefallen, wie der Roman mit den Klischees von AI Resorts spielt, Armbändchen, Animateure und Romanzen dieser mit Gästen, Clubdisco etc. Obwohl oder gerade weil sich die Ereignisse innerlich und äußerlich dramatisch entwickeln, fehlte mir letztlich jedoch die Tiefe in der Erzählung. Gerade diese soll vermutlich über die jeweilige Innenperspektive der verschiedenen Figuren in eigenen Kapiteln erzeugt werden, gelingen tut dies jedoch nur in Ansätzen. Die Entfremdung von Judith und Hugo und deren Auswirkungen auf Ava werden nachvollziehbar dargestellt und doch bleiben die Figuren skizzenhaft ohne, dass ich eine Nähe zu ihnen aufbauen konnte. Sowohl in der Anzahl der Figuren als auch der dramatischen Ereignisse will der Roman auf (zu) wenigen Seiten zu viel. Und so plätschert die Handlung etwas dahin, ohne dass die Leserin tiefer darin involviert wird, daran vermag auch die dramatische Zuspitzung am Ende nichts verändern. Insgesamt ist der Duft des Wales ein nettes Stück für Zwischendurch, jedoch leider ohne, dass es länger bei mir nachhallen wird.