Die dunkle Seite Italiens

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la calavera catrina Avatar

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Tilda hat ein Haus auf Sardinien gekauft und glaubt, den fast unbewohnten Geisterort Botigalli vor dem Sterben zu bewahren. Es ist auch eine Flucht vor ihrem selbstzerstörerischem Trauma, weshalb sie die Stille und Unerreichbarkeit genießt. Doch sie ahnt nicht von den grausamen Ereignissen, die sich einst im Dorf zugetragen haben und gibt nichts auf den Aberglauben der Einheimischen. Nur einer weiss, was damals wirklich passiert ist: Silvio. Der beruflich besessene Journalist Enzo, der über die Geschichte des Ortes und ihren letzen Überlebenden recherchiert, und Tilda begegnen sich zwar, aber dann gehen ihre Wege auseinander und jeder von ihnen hat sein eigenen Päckchen zu tragen, bis ein schreckliches Ereignis ihre Wege erneut zusammenführt.
Erzählt wird aus mehren Perspektiven. Hauptsächlich Tilda, Enzo und Franca. Mit der rebellischen Franca reist man nach Botigalli in die 80er Jahre und bekommt einen lebhaften Eindruck davon, was damals wirklich passiert ist.

«Der dunkle Sommer» von Vera Buck, der mir besser als «Das Baumhaus» gefallen hat, greift das aktuelle Szenario Süditaliens auf, wo Häuser für einen Euro verkauft werden, um das Dorfsterben aufzuhalten. Das ist nicht der einzige wahre Bezug, wie die Autorin im Nachwort schreibt, was der real anmutenden Handlung anzumerken ist, die trotzdem mit makabren Extras punktet.

In drei Teilen wird eine atmosphärisch Geschichte über einen düsteren Sommer in Italien erzählt, mit durchweg guter Spannung, authentischen Charakteren und einem starken - wenn auch schnellem - Ende. Vera Buck schreibt einnehmend, flüssig und kann mit einigen Überraschungen und Hintergrundwissen aufwarten. Die Umsetzung des sowieso schon interessanten Themas fand ich gelungen und würde es allen empfehlen, die einmal die dunkle Seite von Italien kennenlernen wollen.