Ein Haus in einem alten Geisterdorf in Italien, ein Traum, der zum Albtraum wird ...

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julybookish Avatar

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Mit Vera Buck und mir fing es schon mit "Runa" an, was ein absolut großartiges Buch über ein Mädchen in einer psychiatrischen Anstalt im Jahre 1884 ist und wo sehr eindringlich beschrieben wird, wie man mit hysterischen Frauen zu dieser Zeit umging. Mit der Zirkusgeschichte, die danach folgte konnte ich zwar nicht viel anfangen, aber die anderen sind ebenso durch die Bank weg zu empfehlen, wie dieses Hier.

Wir wechseln zwischen 4 Personen aus ihren persönlichen Ich-Perspektiven in zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen haben wir Tilda, die ein Haus in der verlassenen Stadt Botigalli auf Sardinien für 1 Euro kauft und damit die erste Bewohnerin seit langer Zeit wieder ist. Sie ist Innenarchitektin und fängt alleine an die große Villa zu restaurieren und damit vor ihren Problemen in Deutschland davon zu laufen. Dann haben wir noch Enzo, ein ambitionierter Journalist, der die Geschichte rund um Botigalli niederschreiben und festhalten möchte. Dazu unterhält er sich mit dem letzten Anwohner der Stadt Silvio und versucht durch die Sturheit des Alten an die Geschichte zu kommen. Dann ist da noch Franca, die um 1980 mit ihrer Familie in der noch voll bewohnten Stadt wohnt und uns in die Zeit vor dem Massaker mitnimmt. Auch lesen wir ganz selten von einem Entführungsopfer und deren Qualen. Warum sich um die Stadt so viele Geistergeschichten ranken und was wirklich passiert ist, ist eine spannende und auch stellenweise gruselige Geschichte, die sich Stück für Stück zu einem tollen Bild zusammenfügt.

Anfänglich waren mir die Personen sehr unnahbar dargestellt. Man kennt weder die Gründe, noch den Antrieb für diese Faszination in der Geisterstadt, aber nach und nach schält man wie bei einer Zwiebel die Schichten ab und entdeckt viele Details über eine grausige Vergangenheit von Tilda, den Ehrgeiz von Enzo und auch die Kindheit in der sich Franca bis zum Heranwachsen macht. Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr und es liest sich wieder schnell und rasant weg. Die Spannung wird mit jeder Seite höher und auch der Gruselfaktor ist hier gegeben. Das italienische Flair und die Beschreibungen von Essen, Dolce Vita und der Ruhe sind sehr angenehm und bildhaft beschrieben. Es ist ein tolles Buch um sich auf den Sommer und den Urlaub einzustellen. Was damals in dem kleinen Städtchen passiert ist, wie Enzo und Tilda dem Ganzen auf die Spur gehen, hat schon etwas Faszinierendes. Ich dachte schon, ich lebe in einem zänkischem Bergdörfchen, wo Gerüchte schneller die Runde machen, als man schauen kann, aber die Einwohner hier übertreffen das noch bei weitem. Das wirkt sich auch auf die Stimmung im Buch aus. Nicht nur durch die drückende italienische Hitze im Sommer, nein auch die feindseligen Bewohner der Insel und alles drumherum ist angespannt und bedrohlich. Am Ende überschlagen sich wieder die Ereignisse und man wird durch den Strudel durchgezogen. Wichtig finde ich auch das Nachwort. Auch wenn viele dies immer auslassen, lohnt es hier doch einen Blick, weil ein paar Sachen im Buch aufgegriffen wurden, die in Italien wirklich so passiert sind und damit die traurigen Geschehnisse noch intensiver machen und zum Nachdenken anregen.

Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen und es ist die optimale Reiselektüre für den Sommer oder eben das Buch für sonnige Tage auf dem Balkon oder im Garten, die mit einem spannenden Thriller genossen werden wollen. Ein richtig düsterer Pageturner mit sehr tiefgehender Thematik, also schnappt euch dazu ein kühles Getränk und genießt die Jagd durch die Zeiten und über die italienische Insel Sardinien!