Erschreckende Einblicke
Zwei Herzen schlagen in meiner Brust, wenn es darum geht, den neuen Roman von Vera Buck zu bewerten. Da sind die gravierenden Mängel, die das Lektorat betreffen. Eine Entwicklung, die sich nicht nur in diesem Buch zeigt, sondern immer häufiger. Die Qualität sinkt - stetig. Und das ist so traurig, dass es mich schon wieder wütend macht. Und da wir einmal bei Wut sind: Das Verhalten einer bestimmten Figur, deren Unabhängigkeit dem Lauf der Story geopfert wird, damit es am Ende passt, verärgert mich. Auch wenn ich verstehe, warum. Denn am Ende passt es sehr gut. Jedes Puzzleteil fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen. Genauso musste es kommen, um am Ende verblüffend zu wirken, auch, wenn ich es schon ahnte. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Autorin diese Person zu ihrem Handeln gezwungen hat - was mich wütend macht. Hatte ich das schon mal? Ich glaube nicht. Was würde ich jetzt für eine Leserunde geben, um das mit anderen zu diskutieren. Bei aller Verärgerung: Es ist ein gutes Buch. Ich kann das einsame Geisterdorf förmlich vor mir sehen, die engen Gassen, die schmalen Häuschen, die sich aneinanderschmiegen und in der staubigen Sommerhitze mehr und mehr verfallen. Auch wir haben schon davon geträumt, ein italienisches 1-Euro-Haus in der Einsamkeit zu kaufen, zu restaurieren und ein langsames Leben zu führen. Auch wenn manche Tendenzen zu Beginn für mich zu offensichtlich sind, ist es trotzdem wichtig, dass Vera Buck dieses Thema aufgegriffen hat, denn es offenbart eine schreckliche, grausame Seite der beliebten Urlaubsinsel Sardinien, die keinesfalls der Fantasie entspringt, sondern zur blutigen Geschichte der Insel gehört.