Fast abgebrochen - und dann wurde es richtig gut!
Fast wäre dies eine Abbruchrezi geworden. Ich hatte begeisterte Rezensionen zu „Der dunkle Sommer“ gelesen und mir das Buch daher selbst gekauft, als (haha) Sommerlektüre. Ich begann zu lesen, doch das Buch fesselte mich nicht. Ich konnte keinerlei Verbindung zu den Protagonisten oder der Geschichte dahinter aufbauen, die zahlreichen Andeutungen nervten mich zunehmend. Gleichzeitig verspürte ich überhaupt keine Neugier auf die Auflösung dieser. Ich nahm das Buch nur noch in die Hand, wenn ich kurze Wartezeiten überbrücken musste und es gerade keine Alternative gab. Die Entscheidung, eine Abbruchrezension zu verfassen, war eigentlich schon gefallen.
Ich hatte mich bis zur Mitte des Buches gearbeitet und plötzlich und unerwartet packte es mich dann doch noch. In einer Szene, die ich aufgrund des Fortschritts der Geschichte hier nicht Spoilern kann, wurde die Protagonistin Tilda für mich doch noch nahbar und interessant. Ab diesem Moment wollte ich wissen, wie es weitergeht und was die Hintergründe dieser mysteriösen Geschichte sind. So hatte mich das Buch im letzten Moment doch noch gefesselt. Wobei ich betonen möchte, dass vorher nichts schlecht war — objektiv gab es weder an Schreibstil noch Aufbau der Geschichte etwas auszusetzen.
Das Buch spielt auf Sardinien und passt damit perfekt in den Sommer. Dass diese wunderschöne Insel auch dunkle Geheimnisse aus einer Vergangenheit versteckt, die so gar nicht zur Urlaubsidylle passt, lässt mich auch rückblickend noch schaudern.
Die Geschichte wird — neben kurzen, eingeschobenen Rückblicken nicht näher benannter Personen in kursiver Schrift — aus den Perspektiven von drei Personen erzählt, was das Buch abwechslungs- und facettenreich macht: Tilda, eine Architektin aus Deutschland, die vor ihrer Vergangenheit auf die Insel geflohen ist und auf der Suche nach einem Neuanfang in Ruhe ist. Enzo, ein sardischer Journalist, der auf der Suche nach der Wahrheit über eine tragische Nacht ist, die Jahrzehnte zurückliegt und über die niemand spricht. Und Franca, deren Geschichte im Vorfeld jener Nacht spielt und die damals ein junges Mädchen war. Tilda und Enzo begegnen sich im Jetzt und schauen zunächst mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln auf den Ort und seine Historie.
Vera Buck taucht tief ein in die Geschichte Sardiniens. Inseltypisch haben sich dort Gesellschaft und Traditionen anders entwickelt als auf dem Festland. Sie nimmt uns mit in den Sommer, in dem Italien Weltmeister wurde und auch die Sarden mitfeierten — in eine Nacht, in der sich für Franca und das Dorf Botigalli, in dem sie lebt, eine Tragödie anbahnt. In diesem Dorf, das nach jener verhängnisvollen Nacht zu einem Geisterdorf wird, erwirbt Tilda Jahrzehnte später ein Haus für nur einen Euro, den Tipp dazu bekam sie aus dem Nachlass ihres kurz zuvor verstorbenen Vaters.
Es bleibt lange unklar, in welcher Beziehung die drei genannten Protagonistinnen (Enzo ist mit gemeint) und die Menschen in ihrem Umfeld zueinander stehen. Vielleicht war das ein Grund, weshalb mich die Geschichte erst spät gepackt hat. Ein Thriller, wie das Buch klassifiziert ist, wird es auch eher später. Am Anfang wirkte es auf mich eher wie ein Roman, eine ruhige Erzählung.
Das Buch gewinnt zunehmend an Fahrt und wird noch sehr, sehr spannend, mit durchaus unerwarteten Wendungen („Meisterin des Plot-Twists“, wie auf der Rückseite zu lesen ist, wirkt auf mich allerdings etwas hoch ins Regal gegriffen). Allerdings sah ich die Auflösung irgendwann kommen, das Verhältnis der Personen wurde mir klar.
Was mir wirklich gut gefallen ist, ist der handwerkliche Aufbau des Buches insgesamt. Vera Buck erläutert auch im Nachwort ihre Intention, welche Aspekte und Themen sie hier zu einem Thriller zusammenführen wollte. Sie greift dabei die Geschichte Sardiniens und Elemente des italienischen Rechts auf, die mir unbekannt waren und mich sehr überrascht und fassungslos gemacht haben. In dieser Hinsicht wirkt das Buch auch noch nach.
Insgesamt kann ich das Buch empfehlen, freue mich, dass ich es nicht abgebrochen habe und vergebe insgesamt 4/5 Sternen.
Ich hatte mich bis zur Mitte des Buches gearbeitet und plötzlich und unerwartet packte es mich dann doch noch. In einer Szene, die ich aufgrund des Fortschritts der Geschichte hier nicht Spoilern kann, wurde die Protagonistin Tilda für mich doch noch nahbar und interessant. Ab diesem Moment wollte ich wissen, wie es weitergeht und was die Hintergründe dieser mysteriösen Geschichte sind. So hatte mich das Buch im letzten Moment doch noch gefesselt. Wobei ich betonen möchte, dass vorher nichts schlecht war — objektiv gab es weder an Schreibstil noch Aufbau der Geschichte etwas auszusetzen.
Das Buch spielt auf Sardinien und passt damit perfekt in den Sommer. Dass diese wunderschöne Insel auch dunkle Geheimnisse aus einer Vergangenheit versteckt, die so gar nicht zur Urlaubsidylle passt, lässt mich auch rückblickend noch schaudern.
Die Geschichte wird — neben kurzen, eingeschobenen Rückblicken nicht näher benannter Personen in kursiver Schrift — aus den Perspektiven von drei Personen erzählt, was das Buch abwechslungs- und facettenreich macht: Tilda, eine Architektin aus Deutschland, die vor ihrer Vergangenheit auf die Insel geflohen ist und auf der Suche nach einem Neuanfang in Ruhe ist. Enzo, ein sardischer Journalist, der auf der Suche nach der Wahrheit über eine tragische Nacht ist, die Jahrzehnte zurückliegt und über die niemand spricht. Und Franca, deren Geschichte im Vorfeld jener Nacht spielt und die damals ein junges Mädchen war. Tilda und Enzo begegnen sich im Jetzt und schauen zunächst mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln auf den Ort und seine Historie.
Vera Buck taucht tief ein in die Geschichte Sardiniens. Inseltypisch haben sich dort Gesellschaft und Traditionen anders entwickelt als auf dem Festland. Sie nimmt uns mit in den Sommer, in dem Italien Weltmeister wurde und auch die Sarden mitfeierten — in eine Nacht, in der sich für Franca und das Dorf Botigalli, in dem sie lebt, eine Tragödie anbahnt. In diesem Dorf, das nach jener verhängnisvollen Nacht zu einem Geisterdorf wird, erwirbt Tilda Jahrzehnte später ein Haus für nur einen Euro, den Tipp dazu bekam sie aus dem Nachlass ihres kurz zuvor verstorbenen Vaters.
Es bleibt lange unklar, in welcher Beziehung die drei genannten Protagonistinnen (Enzo ist mit gemeint) und die Menschen in ihrem Umfeld zueinander stehen. Vielleicht war das ein Grund, weshalb mich die Geschichte erst spät gepackt hat. Ein Thriller, wie das Buch klassifiziert ist, wird es auch eher später. Am Anfang wirkte es auf mich eher wie ein Roman, eine ruhige Erzählung.
Das Buch gewinnt zunehmend an Fahrt und wird noch sehr, sehr spannend, mit durchaus unerwarteten Wendungen („Meisterin des Plot-Twists“, wie auf der Rückseite zu lesen ist, wirkt auf mich allerdings etwas hoch ins Regal gegriffen). Allerdings sah ich die Auflösung irgendwann kommen, das Verhältnis der Personen wurde mir klar.
Was mir wirklich gut gefallen ist, ist der handwerkliche Aufbau des Buches insgesamt. Vera Buck erläutert auch im Nachwort ihre Intention, welche Aspekte und Themen sie hier zu einem Thriller zusammenführen wollte. Sie greift dabei die Geschichte Sardiniens und Elemente des italienischen Rechts auf, die mir unbekannt waren und mich sehr überrascht und fassungslos gemacht haben. In dieser Hinsicht wirkt das Buch auch noch nach.
Insgesamt kann ich das Buch empfehlen, freue mich, dass ich es nicht abgebrochen habe und vergebe insgesamt 4/5 Sternen.