Für einen Thriller zu langsam erzählt
Tilda lässt ihr altes Leben hinter sich und erwirbt für einen symbolischen Euro eine verfallene Ruine in einem fast menschenleeren Dorf auf Sizilien. Doch dann geschehen merkwürdige Dinge – und Tilda fragt sich, ob sie hier wirklich willkommen ist…
Der Plot verspricht eine düstere, geheimnisvolle Atmosphäre - er ist fiktiv, beruht aber auf einer wahren Grundidee, wie die Autorin im interessanten Nachwort erklärt.
Leider bleibt vieles an der Oberfläche, und das, obwohl es verschiedene Erzähl- und Zeitebenen gibt und man so nach und nach erfährt, warum Botigallo zu einem Geisterdorf geworden ist. Es ist kein Geheimnis, dass das Dorf verlassen wurde, weil es dort ein Massaker gegeben. Die Umstände, wie es dazu kam und was der Hintergrund ist, wird in dem Erzählstrang der Vergangenheit auch ausführlich erzählt – fast schon ein wenig zu langatmig. Dazu zeigt Tilda selbst kaum Interesse daran, den Ursachen für den Verfall des Dorfes nachzugehen – sie nimmt einfach so hin, dass es nur noch einen weiteren Bewohner gibt und hinterfragt auch nicht, warum ein symbolischer Euro für den Kauf eines Hauses nötig ist. Ganz anders ist da Enzo – er ist Journalist und will ein Buch über die damaligen Ereignisse schreiben. Doch auch seine Recherchen verlaufen schleppend und fördern nur wenig Neues zutage.
Die Erzählstränge wechseln immer wieder ab – in der Gegenwart aus Sicht von Tilda und Enzo, in der Vergangenheit aus Frankas Perspektive, einer jungen Frau, die damals im Dorf lebte.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, auch wenn mir keiner so richtig ans Herz gewachsen ist. Warum Tilda sich in das verlassene Dorf zurückziehen will, erfährt man im Verlauf des Romans, trotzdem konnte ich sie in vielen Punkten nicht gut fassen. Franka aus der Vergangenheit fand ich eine sehr gelungene Figur - sie traut sich etwas und bricht mit damaligen Konventionen. Das hat mich schon beeindruckt. Enzo dagegen war etwas blasser, lange Zeit läuft sein Erzählstrang ein bisschen „wie nebenher“, aber natürlich wird auch seine Rolle dann irgendwann wichtiger.
Es gibt schon ein paar gute Twists und auch einige Szenen, die ein wenig Grusel vermitteln, insgesamt aber ist die Atmosphäre eher ruhig. Als Thriller würde ich das Buch daher nicht bezeichnen, eher als Spannungsroman oder sogar noch eher als Roman mit Spannungselementen. Es dauert nämlich, bis wirklich etwas Schwung in die Geschichte kommt - erst im letzten Viertel wird es mal packender. Die Auflösung ist dann zwar schlüssig, hat mich in ihrer Ausführung jedoch irgendwie unzufrieden zurückgelassen – warum, kann ich gar nicht sagen, aber es wirkte irgendwie etwas belanglos.
Insgesamt hat mich „Der dunkle Sommer“ eher enttäuscht – der Plot klang großartig, insgesamt war mir das Buch aber zu langsam erzählt.
3,5/5 Sternen
Der Plot verspricht eine düstere, geheimnisvolle Atmosphäre - er ist fiktiv, beruht aber auf einer wahren Grundidee, wie die Autorin im interessanten Nachwort erklärt.
Leider bleibt vieles an der Oberfläche, und das, obwohl es verschiedene Erzähl- und Zeitebenen gibt und man so nach und nach erfährt, warum Botigallo zu einem Geisterdorf geworden ist. Es ist kein Geheimnis, dass das Dorf verlassen wurde, weil es dort ein Massaker gegeben. Die Umstände, wie es dazu kam und was der Hintergrund ist, wird in dem Erzählstrang der Vergangenheit auch ausführlich erzählt – fast schon ein wenig zu langatmig. Dazu zeigt Tilda selbst kaum Interesse daran, den Ursachen für den Verfall des Dorfes nachzugehen – sie nimmt einfach so hin, dass es nur noch einen weiteren Bewohner gibt und hinterfragt auch nicht, warum ein symbolischer Euro für den Kauf eines Hauses nötig ist. Ganz anders ist da Enzo – er ist Journalist und will ein Buch über die damaligen Ereignisse schreiben. Doch auch seine Recherchen verlaufen schleppend und fördern nur wenig Neues zutage.
Die Erzählstränge wechseln immer wieder ab – in der Gegenwart aus Sicht von Tilda und Enzo, in der Vergangenheit aus Frankas Perspektive, einer jungen Frau, die damals im Dorf lebte.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, auch wenn mir keiner so richtig ans Herz gewachsen ist. Warum Tilda sich in das verlassene Dorf zurückziehen will, erfährt man im Verlauf des Romans, trotzdem konnte ich sie in vielen Punkten nicht gut fassen. Franka aus der Vergangenheit fand ich eine sehr gelungene Figur - sie traut sich etwas und bricht mit damaligen Konventionen. Das hat mich schon beeindruckt. Enzo dagegen war etwas blasser, lange Zeit läuft sein Erzählstrang ein bisschen „wie nebenher“, aber natürlich wird auch seine Rolle dann irgendwann wichtiger.
Es gibt schon ein paar gute Twists und auch einige Szenen, die ein wenig Grusel vermitteln, insgesamt aber ist die Atmosphäre eher ruhig. Als Thriller würde ich das Buch daher nicht bezeichnen, eher als Spannungsroman oder sogar noch eher als Roman mit Spannungselementen. Es dauert nämlich, bis wirklich etwas Schwung in die Geschichte kommt - erst im letzten Viertel wird es mal packender. Die Auflösung ist dann zwar schlüssig, hat mich in ihrer Ausführung jedoch irgendwie unzufrieden zurückgelassen – warum, kann ich gar nicht sagen, aber es wirkte irgendwie etwas belanglos.
Insgesamt hat mich „Der dunkle Sommer“ eher enttäuscht – der Plot klang großartig, insgesamt war mir das Buch aber zu langsam erzählt.
3,5/5 Sternen