Gänsehautfaktor

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Der dunkle Sommer von Vera Buck ist ihr dritter Thriller und auch der dritte, den ich von ihr gelesen habe. Auch dieses Buch hat meine Erwartungen mehr als erfüllt, ich habe ihn mit angehaltenem Atem verschlungen.
Zuerst hatte ich aufgrund der vielen Charaktere und zwei Zeitebenen etwas Schwierigkeiten, in die Handlung reinzukommen, doch bereits nach wenigen Kapiteln hat mich die Handlung gepackt, und ich konnte nicht mehr mit dem Lesen aufhören.
Nach dem Tod ihres Vaters findet die Architektin Tilda auf seinem Schreibtisch einen Artikel, in dem über das Dorf Botigalli auf Sardinien berichtet wird, wo Häuser für einen Euro verkauft werden. Spontan entschließt sie sich, Deutschland zu verlassen und ein Haus in Botigalli zu kaufen, es zu renovieren und dort einzuziehen.
Enzo ist Journalist, er schreibt ein Buch über die Geschichte von Botigalli. Silvio diNardo ist einer der wenigen Überlebenden des Massakers von 1982. Er lebt nach wie vor in dem Dorf und steht an guten Tagen für Enzos Fragen zur Verfügung, an anderen lässt er ihn eiskalt abblitzen.
1982: Franca, 17, macht eines Nachts eine seltsame Beobachtung, der sie nachgehen will. Bei ihren Nachforschungen gerät sie mit den Männern des Dorfes aneinander und gerät in Lebensgefahr.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Tilda, Enzo und Franca geschrieben und enden stets mit einem Cliffhanger. Die in den Achtzigern in Sardinien angewandten Entführungspraktiken haben mir Gänsehaut beschert, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Entführungen tatsächlich stattgefunden haben und die Beschreibungen auf Befragungen von Opfern und Tätern beruhen. Unfassbar fand ich die Macht des Patriarchats, die Männer hatten die alleinige Macht über die Frauen des Dorfes, deren Daseinsberechtigung sich auf Haushalt und Kinder beschränkte.
Zum ersten Mal habe ich vom Gesetz des matrimonio riparatore, der „reparierenden Ehe“ erfahren – die Ehre einer vergewaltigten Frau wird wiederhergestellt, indem sie von ihrem Vergewaltiger geheiratet wird.
Die Auflösung und die Geschichte von Enzo und Tilda habe ich nicht vorhergesehen und an keiner Stelle vermutet. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung für diesen spannenden Thriller mit Gänsehautfaktor aus.