Dicht und denkwürdig

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signalhill Avatar

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Das dünne Bändchen von ca. 120 Seiten, "Der ehrliche Finder" von Lize Spit, hat mich gar nicht mehr losgelassen. Erstaunlich, wie viel die Autorin auf diesen wenigen Seiten sagt und zeigt. Dabei bleibt sie ganz in der Sichtweise des Teenagers Jimmy, der in seiner ganz eigenen Welt lebt und erst durch den neuen Freund, Tristan, der mit seiner Großfamilie aus dem Kosovo geflüchtet ist, eine andere Sicht auf die Dinge bekommt.

Für Jimmy, der meist allein ist, dreht sich die Welt um die Sammelflippos aus den Chipstüten. Diese sind ihm so wichtig, dass er die Doppelten gleich auch für den neuen Freund, Tristan, mit sammelt. Eine der großen Erkenntnisse im Roman und somit auch im Leben von Jimmy ist, dass man mit einer großen Familie und Menschen um einen herum einer solchen Sammlung kaum viel Interesse beimessen muss, da es Bindungen und immer eine gute andere Beschäftigung gibt.

Doch die Welt von Tristans Familie, die ganz im Ort angekommen ist, droht zu zerbrechen, als die Familie ausgewiesen werden soll oder wird. Die Teenager überlegen sich eine Lösung, sehen aber nicht die Gefahr, in die sie sich begeben, bzw. ist der Wunsch zu bleiben einfach größer. Das Ende des Romans ist schockierend und wohl auch gerade deswegen von der Autorin perfekt gewählt. Es ist auch überraschend, da man mit einem anderen Ende oder auch mehreren Möglichkeiten gerechnet hätte, nicht aber mit diesem.

Insgesamt hat mich vor allem die Perspektivwahl in diesem Roman überzeugt. Es ist nicht leicht für eine erwachsene Autorin, komplett in der Sichtweise eines etwas besonderen Teenagers zu bleiben. Man nimmt dies ihr aber voll ab. Die Sprache ist dicht, die Handlung ist denkwürdig und bleibt im Kopf, gerade auch, weil die Handlung zum Teil auf einer wahren Begebenheit beruht, wobei die Familie wohl wirklich mit offenen Armen empfangen wurde, so, wie auch im Roman.