Eine ungewöhnliche Freundschaft

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jo.spricht Avatar

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"Der ehrliche Finder" von Lize Spit ist ein Buch, das schwer auf der Seele liegt, während die Autorin mit federleichter Hand über bleischwere Ereignisse schreibt. Von der ersten Seite an hat mich diese Geschichte gepackt, und ich habe sie in einer einzigen Lesesitzung verschlungen. Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Jungen, die aus unterschiedlichen Welten stammen und jeweils ihre eigenen Lasten tragen. Die Autorin webt einfühlsam um die Hauptfiguren dieses Romans, die komplett aus der Perspektive von Jimmy erzählt wird, einem Jungen, der besessen vom Sammeln ist und sich sehnlichst einen Freund wünscht. Durch Jimmys Augen erlebt der Leser eine kindliche Sicht auf die Welt, in der Eifersucht offen ausgesprochen wird, Essensvorlieben einfach sind und die Tragweite bestimmter Ereignisse noch nicht erfasst werden kann. Tristan, ein Junge aus einer kosovarischen Flüchtlingsfamilie, wird zu Jimmys lang ersehntem Freund. Doch immer wieder brechen in der Geschichte Episoden aus Tristans Fluchtvergangenheit hervor und durchkreuzen die Unbeschwertheit der Kindheit abrupt. Dieser Kontrast zwischen kindlicher Naivität und den drastischen Realitäten des Lebens schockiert, regt zum Nachdenken an und hinterlässt die Leser mit einem großen Cliffhanger am Ende. "Der ehrliche Finder" ist ein bewegendes Buch, das mich zu Tränen gerührt hat. Spit versteht es meisterhaft, die Zerrissenheit der menschlichen Existenz einzufangen und den Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen, die noch lange nach dem Lesen nachhallt.