Das Leben einer Feuilleton-Journalistin implodiert

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Obwohl das Buch nur 237 Seiten umfasst, habe ich relativ lange gebraucht, um es zu lesen. Das mag einerseits an dem elaborierten Schreibstil der Autorin liegen, andererseits muss ich zugeben, dass mich der Roman nicht wirklich gepackt hat. Die Autorin schaut durch ein Brennglas auf ein paar wenige Tage im Leben von Hella Karl, an denen sich so einiges für sie ändert - wenn nicht sogar alles ...
Die Protagonistin wirkt einfach total unsympathisch, wie sie sich so selbstverliebt in ihrem Job als Feuilleton-Chefin und ihrer Beziehung mit dem Architekten T gibt. Sie ist schön, sie ist erfolgreich, sie trägt enganliegende Kostüme und hat regelmäßig Sex mit ihrem Mann. Ihr innerer Monolog liest sich wie ein Zeitungsticker aus Schlagzeilen. Freunde hat sie keine, ihre Kollegen benutzt sie nur für ihre Zwecke. Dann bringt der Selbstmord eines Theater-Regisseurs ihr ganzes Leben ins Wanken. Sie wird gecancelt, da vermutet wird, dass sie mit ihrem Artikel mitverantwortlich ist für seinen Tod. Dass die Sachlage vielleicht doch ganz anders ist und dass es keine absoluten Wahrheiten gibt, zeigt sich erst am Ende. Doch da ist es für Hella schon zu spät.
Die Mechanismen der Medien-Welt werden hier sehr schön dargelegt. Auch die einzelnen Situationen sind atmosphärisch beschrieben. Und trotzdem hat mich die Geschichte nicht wirklich gefesselt und das Schicksal von Hella nicht wirklich berührt.