Die Macht der Macht
Antje Rávik Strubel war mir bislang kein Begriff, obgleich sie bereits den Deutschen Buchpreis gewann. Meine Unkenntnis sollte „Der Einfluss der Fasane“ ändern.
In der Geschichte geht es um Hella Karl: Sie erfährt, dass sich der Theaterintendant Kai Hochwerth das Leben nahm, nachdem sie einige Artikel über ihn und seine „Neigungen“ veröffentlicht hatte. Als Feuilletonchefin schriebe sie zwar in der Regel über Hochwerths Schaffen, doch in den Artikeln ging es um MeToo-artige Vorwürfe. Dass Hochwerth verheiratet war, spielt dabei vordergründig nur eine untergeordnete Rolle. Für Hella geht es schnell darum, sich mit Anfeindungen auseinanderzusetzen – vor allem auch um Anfeindungen ihrer selbst sich gegenüber – und nicht im Strudel der ausgelösten Ereignisse unterzugehen.
Zur Handlung sei gar nicht mehr gesagt, die ist beinah nebensächlich. Was die Autorin hier vollbringt, ist Kunst auf einer anderen Ebene: Sie inszeniert ihre Figuren wie in einem Theaterstück, da ist etwa der Beginn, wie Hella im Bademantel am Briefkasten stehend die Nachricht von Hochwerths Tod erhält. Das hat etwas Tragikomisches. Auch die Beziehungen der Figuren zueinander (allen voran Hella und Hochwerth, Hochwerth und seine Frau „Die Mingo“, Hochwerth und die Schauspielerin bzw. andere Figuren seines Theaterkosmos). Auch der Selbstmord in der Oper: inszeniert. Ist auch die „Hetzjagd“ auf Hella inszeniert? Wie ruhig und beherrscht ist die sonst kühle, alles kontrollierende Hella wirklich angesichts des Vorwurfs, Hochwerth in den Tod getrieben zu haben? Da sind die Vorwürfe von außen nur ein Bestandteil, viel größer die Kämpfe, die sie mit sich aussteht. Und da sind „die Medien“, die sich auf sie, die Medienvertreterin stürzen, frei nach dem Motto: Erst die (Pseudo-)Moral, dann die Fakten. Das ist m. E. das zentrale Thema, daneben geht es um Druck und dessen Folgen, die (Ausnutzung von) Macht durch Personen, denen das möglich ist, quasi die Macht der Macht – vor der Kulisse des Theaters und seiner teils musealen Anmutung. Wie liest sich das denn nun? Kühl … ob die Autorin wollte, dass man für keine Figur Sympathie ergreift, um zu einer objektiveren Bewertung zu kommen, sei dahingestellt. Fakt ist: So gar keine Figur ist wirklich sympathisch, auch der Schreibstil ist oft kühl-distanziert, dann aber scheinen am Rande unterhaltsame Sticheleien auf, sprachlich interessant gemacht. Dem Thema mag man genau so gerecht werden, weil man es unemotional betrachten sollte. Zugleich verstreicht aber die Chance, Lesern, die „Social Media“ nutzen und damit zur Anfeuerung der Dynamik beitragen, den Spiegel vorzuhalten, indem man an deren emotionale Seite apelliert (ob das hätte gelingen können, sei dahingestellt). Ein Lesevergnügen im eigentlichen Sinne ist der Roman nicht, aber er legt Finger in Wunden und das ist gut gemacht.
In der Geschichte geht es um Hella Karl: Sie erfährt, dass sich der Theaterintendant Kai Hochwerth das Leben nahm, nachdem sie einige Artikel über ihn und seine „Neigungen“ veröffentlicht hatte. Als Feuilletonchefin schriebe sie zwar in der Regel über Hochwerths Schaffen, doch in den Artikeln ging es um MeToo-artige Vorwürfe. Dass Hochwerth verheiratet war, spielt dabei vordergründig nur eine untergeordnete Rolle. Für Hella geht es schnell darum, sich mit Anfeindungen auseinanderzusetzen – vor allem auch um Anfeindungen ihrer selbst sich gegenüber – und nicht im Strudel der ausgelösten Ereignisse unterzugehen.
Zur Handlung sei gar nicht mehr gesagt, die ist beinah nebensächlich. Was die Autorin hier vollbringt, ist Kunst auf einer anderen Ebene: Sie inszeniert ihre Figuren wie in einem Theaterstück, da ist etwa der Beginn, wie Hella im Bademantel am Briefkasten stehend die Nachricht von Hochwerths Tod erhält. Das hat etwas Tragikomisches. Auch die Beziehungen der Figuren zueinander (allen voran Hella und Hochwerth, Hochwerth und seine Frau „Die Mingo“, Hochwerth und die Schauspielerin bzw. andere Figuren seines Theaterkosmos). Auch der Selbstmord in der Oper: inszeniert. Ist auch die „Hetzjagd“ auf Hella inszeniert? Wie ruhig und beherrscht ist die sonst kühle, alles kontrollierende Hella wirklich angesichts des Vorwurfs, Hochwerth in den Tod getrieben zu haben? Da sind die Vorwürfe von außen nur ein Bestandteil, viel größer die Kämpfe, die sie mit sich aussteht. Und da sind „die Medien“, die sich auf sie, die Medienvertreterin stürzen, frei nach dem Motto: Erst die (Pseudo-)Moral, dann die Fakten. Das ist m. E. das zentrale Thema, daneben geht es um Druck und dessen Folgen, die (Ausnutzung von) Macht durch Personen, denen das möglich ist, quasi die Macht der Macht – vor der Kulisse des Theaters und seiner teils musealen Anmutung. Wie liest sich das denn nun? Kühl … ob die Autorin wollte, dass man für keine Figur Sympathie ergreift, um zu einer objektiveren Bewertung zu kommen, sei dahingestellt. Fakt ist: So gar keine Figur ist wirklich sympathisch, auch der Schreibstil ist oft kühl-distanziert, dann aber scheinen am Rande unterhaltsame Sticheleien auf, sprachlich interessant gemacht. Dem Thema mag man genau so gerecht werden, weil man es unemotional betrachten sollte. Zugleich verstreicht aber die Chance, Lesern, die „Social Media“ nutzen und damit zur Anfeuerung der Dynamik beitragen, den Spiegel vorzuhalten, indem man an deren emotionale Seite apelliert (ob das hätte gelingen können, sei dahingestellt). Ein Lesevergnügen im eigentlichen Sinne ist der Roman nicht, aber er legt Finger in Wunden und das ist gut gemacht.