Distanz, Provokation und Unbehagen
Es gibt Bücher, die mich beim Lesen innehalten lassen – nicht unbedingt, weil sie mich fesseln, sondern weil sie mich irritieren. Der Einfluss der Fasane von Julia Rothenburg ist so ein Buch. Ein Roman, der mich von Anfang an auf Distanz hält, nicht nur durch seine Protagonistin, sondern auch durch sprachliche Entscheidungen, die eine fast journalistische Kühle erzeugen.
Distanz durch Sprache
Gleich zu Beginn stolpere ich über die Entscheidung, Hellas Ehemann nur als „T“ zu bezeichnen. Diese abgekürzte Form erinnert mich an die Anonymisierung in Reportagen oder Gerichtsdokumenten. Es verstärkt das Gefühl, dass ich auf die Figuren nicht wirklich zugreifen kann – ein Effekt, der sich durch das gesamte Buch zieht. Hella bleibt unnahbar, fast hermetisch abgeschlossen.
Eine unbequeme Hauptfigur
Hella ist keine Figur, die Nähe zulässt. Sie wirkt kühl, distanziert, manchmal überheblich – vielleicht eine Konsequenz ihres Jobs, vielleicht aber auch eine Grundhaltung. Sie ist keine klassische Sympathieträgerin, und genau das fordert mich heraus. Während ich mich auf Seite 40 noch frage, was ich von ihr halten soll, wird mit jeder weiteren Seite klar: Sie bleibt rätselhaft, schwer zu greifen.
Vielleicht ist es genau das, was Rothenburg will: Sie präsentiert keine Figur, mit der man sich wohlfühlt, sondern eine, die provoziert. Doch an manchen Stellen frage ich mich, wie viel davon wirklich bewusste Provokation ist und wie viel einfach eine Perspektive, mit der ich nicht warm werde.
Ein irritierender Blick auf Geschlechterverhältnisse
Besonders aufmerksam werde ich an einer Stelle, die mich – gelinde gesagt – aufhorchen lässt:
„Die Frauen waren schließlich mitgegangen; getrieben vielleicht von der gleichen Geilheit wie er. Nur weil ihnen im Nachhinein nicht alles passte, was geschehen war, wurden sie nicht gleich Opfer eines Verbrechens. Da musste zumindest auch über Begehren und Enttäuschung geredet werden.
Aber das Anprangern von Männern hatte in letzter Zeit so an Fahrt aufgenommen, dass man den Eindruck haben konnte, überall, wo eine Frau auftauchte, war ihr schon ein Gewalttäter auf der Spur. Kein Wunder, dass die Männer Angst bekamen. Manchmal, hatte Hella Karl das Gefühl, verstand sie die Männer besser als die Frauen.“
Ich stocke. Ich hoffe, dass die Autorin hier bewusst eine bestimmte Haltung entlarvt, dass sie nicht einfach nur einen problematischen Gedankengang reproduziert. Doch die Tatsache, dass Hella selbst diese Sätze denkt – ohne spürbare Einordnung oder Widerspruch im weiteren Verlauf – macht mich unruhig. Was soll das bewirken? Soll es Hellas innere Widersprüche aufzeigen oder wird hier eine Haltung unkommentiert stehen gelassen, die gefährlich ist?
Was bleibt nach der letzten Seite?
Bis zum Ende bleibt vieles ungreifbar. Weder die Figuren noch die Handlung lassen mich wirklich eintauchen. Ich frage mich, was die Geschichte mir eigentlich sagen will. Die Beschreibung im Klappentext spricht von Heiterkeit – eine Empfindung, die ich beim Lesen an keiner Stelle hatte.
Rothenburg schreibt präzise, mit schneidender Klarheit, doch für mich fehlt der emotionale Anker. Vielleicht ist genau das der Punkt: Ein Roman, der nicht vereinnahmt, sondern fremd bleibt. Einer, der nicht gefallen will, sondern Unbehagen auslöst.
Distanz durch Sprache
Gleich zu Beginn stolpere ich über die Entscheidung, Hellas Ehemann nur als „T“ zu bezeichnen. Diese abgekürzte Form erinnert mich an die Anonymisierung in Reportagen oder Gerichtsdokumenten. Es verstärkt das Gefühl, dass ich auf die Figuren nicht wirklich zugreifen kann – ein Effekt, der sich durch das gesamte Buch zieht. Hella bleibt unnahbar, fast hermetisch abgeschlossen.
Eine unbequeme Hauptfigur
Hella ist keine Figur, die Nähe zulässt. Sie wirkt kühl, distanziert, manchmal überheblich – vielleicht eine Konsequenz ihres Jobs, vielleicht aber auch eine Grundhaltung. Sie ist keine klassische Sympathieträgerin, und genau das fordert mich heraus. Während ich mich auf Seite 40 noch frage, was ich von ihr halten soll, wird mit jeder weiteren Seite klar: Sie bleibt rätselhaft, schwer zu greifen.
Vielleicht ist es genau das, was Rothenburg will: Sie präsentiert keine Figur, mit der man sich wohlfühlt, sondern eine, die provoziert. Doch an manchen Stellen frage ich mich, wie viel davon wirklich bewusste Provokation ist und wie viel einfach eine Perspektive, mit der ich nicht warm werde.
Ein irritierender Blick auf Geschlechterverhältnisse
Besonders aufmerksam werde ich an einer Stelle, die mich – gelinde gesagt – aufhorchen lässt:
„Die Frauen waren schließlich mitgegangen; getrieben vielleicht von der gleichen Geilheit wie er. Nur weil ihnen im Nachhinein nicht alles passte, was geschehen war, wurden sie nicht gleich Opfer eines Verbrechens. Da musste zumindest auch über Begehren und Enttäuschung geredet werden.
Aber das Anprangern von Männern hatte in letzter Zeit so an Fahrt aufgenommen, dass man den Eindruck haben konnte, überall, wo eine Frau auftauchte, war ihr schon ein Gewalttäter auf der Spur. Kein Wunder, dass die Männer Angst bekamen. Manchmal, hatte Hella Karl das Gefühl, verstand sie die Männer besser als die Frauen.“
Ich stocke. Ich hoffe, dass die Autorin hier bewusst eine bestimmte Haltung entlarvt, dass sie nicht einfach nur einen problematischen Gedankengang reproduziert. Doch die Tatsache, dass Hella selbst diese Sätze denkt – ohne spürbare Einordnung oder Widerspruch im weiteren Verlauf – macht mich unruhig. Was soll das bewirken? Soll es Hellas innere Widersprüche aufzeigen oder wird hier eine Haltung unkommentiert stehen gelassen, die gefährlich ist?
Was bleibt nach der letzten Seite?
Bis zum Ende bleibt vieles ungreifbar. Weder die Figuren noch die Handlung lassen mich wirklich eintauchen. Ich frage mich, was die Geschichte mir eigentlich sagen will. Die Beschreibung im Klappentext spricht von Heiterkeit – eine Empfindung, die ich beim Lesen an keiner Stelle hatte.
Rothenburg schreibt präzise, mit schneidender Klarheit, doch für mich fehlt der emotionale Anker. Vielleicht ist genau das der Punkt: Ein Roman, der nicht vereinnahmt, sondern fremd bleibt. Einer, der nicht gefallen will, sondern Unbehagen auslöst.