Einer weniger von Denen
„Der Einfluss der Fasane“ von Antje Rávik Strubel, erschienen 2025 im S. Fischer Verlag, konnte mich leider gar nicht für sich einnehmen, was schade ist, da das Thema des Buches, Machtmissbrauch, ein sehr wichtiges ist und deshalb Aufmerksamkeit verdient hätte.
Protagonistin des Romans ist Hella Renata Karl, die als Journalistin einst den Theaterintendanten Kai Hochwerth zur Persona non grata machte, indem sie seinen Machtmissbrauch einer Schauspielerin gegenüber öffentlich machte. Dieser beging nun Suizid und Hella, die ihm den Tod gewünscht hatte, fühlt sich schuldig und fragt sich – sehr oberflächlich – ob sie damals zu weit gegangen ist. Dabei verbeißt sie sich immer mehr in ein Rechtfertigungskarussell, so sehr, dass auch ihre Beziehung zu ihrem Lebenpartner T mit in den Strudel ihres Kampfes mit sich selbst und der Außenwelt, die Hella für den Selbstmord verantwortlich macht, gerät. Hochwerth, strukturell klar ein Narzisst, ist dabei wie ein Spiegel für Hella, die deutlich auch narzisstische Züge trägt.
Auf etwas unter 250 Seiten und in guter Sprache mit ungewöhnlichen, aber treffend genauen Beschreibungen von Emotionen, reiht die Autorin leider Klischee an Klischee – nicht übertrieben genug, um als Farce wirklich bösartig zu werden, ohne Überraschungen, einseitig, eindimensional, ohne in die Tiefe zu gehen und Mechanismen der Branche wirklich zu entblößen. Sie bleibt bei bekannten Allgemeinplätzen stecken, die es zwar gibt, natürlich, die aber ehrlich gesagt zu den ungefährlichen Anteilen der Branche, in der ich selbst auch tätig bin, zählen, da sie offenkundig und leicht zu enttarnen sind. Interessanter wäre hier der viel besser getarnte, tägliche Machtmissbrauch, der eben nicht nur durch die offenkundigen Machtdespoten stattfindet.
Die Kraft der Medien wird thematisiert, die Hetzjagd des Volkes auf der anderen Seite, leise Anklänge an „Cancel-Culture“, die interessanterweise fast nur Männer betrifft, warum nur... Häufig etwas weitschweifig erzählt, oft kreisen die Gedanken und wiederholen sich. Die Schuldfrage wird gestellt und zur Sicherheit nicht beantwortet, die Charaktere sind durchweg so neurotisch, dass sie immer fremd bleiben. Hellas Denken ist sehr negativ geprägt, sie schaut immer auf das Krisenpotenzial im Leben, mag eine Folge ihres Berufes sein, fällt aber sehr auf. Natürlich muss Hella auch ein paar erotische Phantasien ausleben und sich von mächtigen Männern erregt fühlen – an dem Punkt fing ich an, verärgert zu sein, keine Frage, dass es diesen Typus Frau geben mag, aber das ist eine so verschwindende Minorität und es sind Co-Abhängige. Viel größer ist die Zahl missbrauchter Menschen. Wir müssen diesem Missbrauch als Frauen nicht auch noch Raum geben und Verständnis.
Das ist jetzt natürlich nur Nerv auf eine fiktive Figur, die es so in der Realität durchaus gibt, also könnte ich meinen, der Autorin wäre ihr Buch geglückt. Das trifft aber leider nicht zu, denn ich finde das wichtige Thema absolut nebensächlich und auch wirr erzählt. Welchen Punkt will die Autorin machen, was will sie bei den Lesenden erreichen außer „ja, gibt schon echt unnötig schräge Menschen, die ihr Leben nicht im Griff haben“? Zudem raunt durch das Buch immer wieder eine aufgeblasene Fasanensymbolik ohne wirklichen Effekt für Ästhetik und Handlung, für mich ging dadurch zu keinem Zeitpunkt eine weitere Ebene auf. Natürlich auch einmal mehr ein offenes Ende, das ist ja eh der große Trend der Zeit, eine Büchse der Pandora öffnen, aber dann bloß keine Stellung beziehen, halt auslaufen lassen, ist einfacher.
Hella bleibt unverbesserlich und will direkt den gleichen Fehler wieder begehen, ihr Partner T zieht sich von der Welt zurück, kleiner hatten wir es nicht, das sind so die zwei Optionen des Lebens offenbar, totale Hybris oder totaler Rückzug.
Als Person, die seit Jahren in der Branche arbeitet, finde ich es sehr wichtig, den Machtmissbrauch zu thematisieren, der leider nach wie vor allgegenwärtig ist, aber dann doch bitte so, dass die Menschen ihn auch realistisch erleben und ernst nehmen müssen und nicht so neurotisch. Das ist nicht unsere Realität. Definitiv nicht mein Buch. Eine weiteres Bündel von Personen, die durch ihre psychische Störung eine gewisse Tragik entwickeln, dem eigentlichen Thema dadurch aber die Brisanz nehmen. Sprachlich gut gearbeitet, aber ansonsten klischiert und bei mir keinerlei Wirkung erzeugend.
Protagonistin des Romans ist Hella Renata Karl, die als Journalistin einst den Theaterintendanten Kai Hochwerth zur Persona non grata machte, indem sie seinen Machtmissbrauch einer Schauspielerin gegenüber öffentlich machte. Dieser beging nun Suizid und Hella, die ihm den Tod gewünscht hatte, fühlt sich schuldig und fragt sich – sehr oberflächlich – ob sie damals zu weit gegangen ist. Dabei verbeißt sie sich immer mehr in ein Rechtfertigungskarussell, so sehr, dass auch ihre Beziehung zu ihrem Lebenpartner T mit in den Strudel ihres Kampfes mit sich selbst und der Außenwelt, die Hella für den Selbstmord verantwortlich macht, gerät. Hochwerth, strukturell klar ein Narzisst, ist dabei wie ein Spiegel für Hella, die deutlich auch narzisstische Züge trägt.
Auf etwas unter 250 Seiten und in guter Sprache mit ungewöhnlichen, aber treffend genauen Beschreibungen von Emotionen, reiht die Autorin leider Klischee an Klischee – nicht übertrieben genug, um als Farce wirklich bösartig zu werden, ohne Überraschungen, einseitig, eindimensional, ohne in die Tiefe zu gehen und Mechanismen der Branche wirklich zu entblößen. Sie bleibt bei bekannten Allgemeinplätzen stecken, die es zwar gibt, natürlich, die aber ehrlich gesagt zu den ungefährlichen Anteilen der Branche, in der ich selbst auch tätig bin, zählen, da sie offenkundig und leicht zu enttarnen sind. Interessanter wäre hier der viel besser getarnte, tägliche Machtmissbrauch, der eben nicht nur durch die offenkundigen Machtdespoten stattfindet.
Die Kraft der Medien wird thematisiert, die Hetzjagd des Volkes auf der anderen Seite, leise Anklänge an „Cancel-Culture“, die interessanterweise fast nur Männer betrifft, warum nur... Häufig etwas weitschweifig erzählt, oft kreisen die Gedanken und wiederholen sich. Die Schuldfrage wird gestellt und zur Sicherheit nicht beantwortet, die Charaktere sind durchweg so neurotisch, dass sie immer fremd bleiben. Hellas Denken ist sehr negativ geprägt, sie schaut immer auf das Krisenpotenzial im Leben, mag eine Folge ihres Berufes sein, fällt aber sehr auf. Natürlich muss Hella auch ein paar erotische Phantasien ausleben und sich von mächtigen Männern erregt fühlen – an dem Punkt fing ich an, verärgert zu sein, keine Frage, dass es diesen Typus Frau geben mag, aber das ist eine so verschwindende Minorität und es sind Co-Abhängige. Viel größer ist die Zahl missbrauchter Menschen. Wir müssen diesem Missbrauch als Frauen nicht auch noch Raum geben und Verständnis.
Das ist jetzt natürlich nur Nerv auf eine fiktive Figur, die es so in der Realität durchaus gibt, also könnte ich meinen, der Autorin wäre ihr Buch geglückt. Das trifft aber leider nicht zu, denn ich finde das wichtige Thema absolut nebensächlich und auch wirr erzählt. Welchen Punkt will die Autorin machen, was will sie bei den Lesenden erreichen außer „ja, gibt schon echt unnötig schräge Menschen, die ihr Leben nicht im Griff haben“? Zudem raunt durch das Buch immer wieder eine aufgeblasene Fasanensymbolik ohne wirklichen Effekt für Ästhetik und Handlung, für mich ging dadurch zu keinem Zeitpunkt eine weitere Ebene auf. Natürlich auch einmal mehr ein offenes Ende, das ist ja eh der große Trend der Zeit, eine Büchse der Pandora öffnen, aber dann bloß keine Stellung beziehen, halt auslaufen lassen, ist einfacher.
Hella bleibt unverbesserlich und will direkt den gleichen Fehler wieder begehen, ihr Partner T zieht sich von der Welt zurück, kleiner hatten wir es nicht, das sind so die zwei Optionen des Lebens offenbar, totale Hybris oder totaler Rückzug.
Als Person, die seit Jahren in der Branche arbeitet, finde ich es sehr wichtig, den Machtmissbrauch zu thematisieren, der leider nach wie vor allgegenwärtig ist, aber dann doch bitte so, dass die Menschen ihn auch realistisch erleben und ernst nehmen müssen und nicht so neurotisch. Das ist nicht unsere Realität. Definitiv nicht mein Buch. Eine weiteres Bündel von Personen, die durch ihre psychische Störung eine gewisse Tragik entwickeln, dem eigentlichen Thema dadurch aber die Brisanz nehmen. Sprachlich gut gearbeitet, aber ansonsten klischiert und bei mir keinerlei Wirkung erzeugend.